Accountability Reseach Center "Local Voices, Global Action: Transnational Organizing in Apparel Supply Chains" (PDF): Das Arbeitspapier berichtet von Arbeitsrechtsverfechter*innen im globalen Süden, die soziale Bewegungen aufbauen, sich für nationale Reformen einsetzen und neue Formen der Rechenschaftspflicht in der Bekleidungsindustrie fördern. Insbesondere wird untersucht, wie das Bangladesh Center for Worker Solidarity (BCWS) und das kambodschanische Center for Alliance of Labor and Human Rights (CENTRAL) jeweils eine entscheidende Rolle bei der Förderung neuer Vereinbarungen und der Überwachung ihrer Umsetzung gespielt haben. Es wird erörtert, wie Kalpona Akter (BCWS) und Tola Moeun (CENTRAL) mit unabhängigen Gewerkschaften zusammenarbeiteten, um Kampagnen an der Basis aufzubauen, die oft internationalen Kampagnen vorausgingen oder diese inspirierten. Das Gleichgewicht zwischen dieser internationalen Lobbyarbeit und der Organisation für nationale politische Reformen ist eine Strategie, die angesichts des schrumpfenden zivilgesellschaftlichen Raums in Bangladesch und Kambodscha umso notwendiger ist.
STAND.earth "Fossil-Free Fashion Scorecard 2023" (PDF): Der Bericht bewertet die unzureichenden Bemühungen von 43 Bekleidungs- und Schuhfirmen, fossile Brennstoffe aus der Produktion, den Materialien und dem Versand zu eliminieren. Die 2023 Fossil-Free Fashion Scorecard zeigt, dass die Modeunternehmen nicht genug tun, um ihren Klimaverpflichtungen Taten in dem dringend erforderlichen Umfang folgen zu lassen. Untersucht wurden u.a. die Textilbündnis-Unternehmen H&M (B-), Puma (C+), Adidas (C-), Hugo Boss (D) und Primark (D). Zwei Drittel der insgesamt 43 bewerteten Unternehmen erhielten eine Gesamtnote im Bereich F oder D (D- bis D+). Ein Drittel der bewerteten Unternehmen erhielt eine Gesamtnote im Bereich C (C- bis C+). Nur ein Unternehmen (H&M) erhielt eine Note von B-. Kein Unternehmen erhielt die Note A, obwohl die angestrebte Emissionsreduzierung von 55 % nur noch sieben Jahre entfernt ist (2030). Nur fünf Marken (ASICS, PUMA, Allbirds, Kering, H&M) haben sich dazu verpflichtet, ihre Produktion ganz oder teilweise auf saubere Energie umzustellen.
UN Climate Change & CDP "Fashion Industry Charter for Climate Action - Progress Report 2023": Der Bericht befasst sich mit der Frage, wie die Unternehmen der Modecharta ihre Klimaverpflichtungen auf der Grundlage der Berichterstattung der letzten drei Jahre erfüllen, und unterstreicht die Dringlichkeit von Maßnahmen, die erforderlich sind, um den enormen CO2-Fußabdruck der Branche zu verringern. Von den Charta-Mitgliedern wird erwartet, dass sie jährlich über die gemeinnützige Organisation CDP über ihre Fortschritte bei der Erreichung von Zwischen- und Langfristzielen berichten. Dem Bericht zufolge haben es 10 Charta-Unterzeichner auf die A-Liste des CDP geschafft, was eine echte Führungsrolle in der Branche beweist. Die Daten des CDP zeigen jedoch auch, dass derzeit nur 45% der aktiven Unterzeichner der Charta die öffentlichen Klimaziele einhalten, die erforderlich sind, um die globale Erwärmung unter 1,5°C zu halten.
EU-Lieferkettengesetz: Die Klimabilanz von vielen großen Unternehmen ist desaströs und treibt die Klimakrise immer weiter voran. Trotzdem sind die Klimapflichten im aktuellen Entwurf des EU-Lieferkettengesetzes ziemlich schwach. Damit sich das ändert, fordert ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis aus mehr als 220 NGOs und Einzelpersonen - vor den Abstimmungen im wegweisenden Rechtsausschuss des Europaparlaments – ein EU-Lieferkettengesetz mit starken Klimapflichten für Unternehmen (Statement von Justice is Everybody's Business). Eine Umfrage von Justice is Everybody's Business ergab zudem, dass fast drei Viertel (74%) der Europäer*innen ein EU-Gesetz, das alle Unternehmen verpflichten würde, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, befürworten. Am 11. April veröffentlichten außerdem mehr als 20 führende Unternehmen und Netzwerke eine gemeinsame Erklärung, in der sie die Anpassung der EU-Richtlinie über die Sorgfaltspflicht von Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit (CSDDD) an die internationalen Standards der UN-Leitprinzipien und der OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen fordern. Die Gruppe kommt aus einer Reihe von Ländern und Sektoren und umfasst Aldi, IKEA, asos, Bestseller und andere.
Bangladesch: 1. Pressefreiheit: Amnesty International kritisiert in einer Pressemitteilung die zunehmende Einschüchterung der auflagenstärksten Tagezeitung in Bangladesch, Prothom Alo. Die Premierministerin von Bangladesch, Sheikh Hasina, bezeichnete Prothom Alo in einer Rede im Parlament als "Feind der Awami-Liga, der Demokratie und des bangladeschischen Volkes" und bezog sich dabei auf einen Artikel, den das Medienorgan am Unabhängigkeitstag des Landes veröffentlicht hatte und in dem es um die Lebenshaltungskosten in Bangladesch ging. Der Journalist Shamsuzzaman Shams, der den Artikel verfasst hatte, wurde verhaftet, unter dem Digital Security Act (DSA) des Landes angeklagt und später gegen Kaution freigelassen. Yamini Mishra, Regionaldirektorin für Südasien bei Amnesty International sagt: "Die Anwendung des drakonischen Digital Security Act auf Journalist*innen und die Angriffe auf einige der größten Nachrichtenpublikationen des Landes deuten auf einen besorgniserregenden Trend zur Repression und eine Abwärtsspirale des Rechts auf freie Meinungsäußerung in Bangladesch hin." 2. Rana Plaza: Am 6. April gewährte der Oberste Gerichtshof dem Rana Plaza Besitzer, Sohel Rana, Freilassung gegen Kaution, nachdem er einen entsprechenden Antrag stellte. Wenig später wurde das Urteil wieder ausgesetzt (bis zur weiteren Anhörung am 8. Mai), nachdem der Staat eine Petition gegen das Urteil eingereicht hatte, sodass er doch nicht aus dem Gefängnis entlassen wird. 3. Brand auf Bekleidungsmarkt: Ein großes Feuer vernichtete einen beliebten Bekleidungsmarkt in Dhaka, mindestens 3.000 Läden, die zumeist aus Blech und Holz gefertigt waren, sind niedergebrannt. Mehrere Menschen wurden verletzt aber es wurden keine Todesfälle gemeldet. Die Behörden versuchen immer noch, die Ursache des Brandes herauszufinden. Der Markt ist ein beliebtes Ziel für westliche Mode von Marken wie Tommy Hilfiger, die nicht den Exportstandards entspricht.
Vietnam: FashionUnited berichtet: Das Amsterdamer Gericht hat in einem Zwischenurteil entschieden, dass G-Star Raw für den Schaden haftet, der einer vietnamesischen Bekleidungsfabrik entstanden ist. Die niederländische Denimmarke hatte Aufträge an den Lieferanten aufgrund von Schwierigkeiten während der Pandemie storniert. Aus offiziellen Gerichtsunterlagen geht hervor, dass der Vert Fashion Company Limited, Einnahmen entgangen sind, weil G-Star die getroffenen Vereinbarungen nicht eingehalten hat. Der Bekleidungslieferant forderte von G-Star Raw 16 Millionen Euro, was das Gericht jedoch für zu weit gefasst hält. Wie viel G-Star an die vietnamesische Fabrik zahlen muss, ist noch nicht entschieden. Bemerkenswert an der einstweiligen Verfügung ist, dass das Gericht die CSR-Policy von G-Star berücksichtigte. Die Stornierung von Aufträgen führte dazu, dass die Fabrik in Vietnam schließen musste und die Beschäftigten anschließend entlassen wurden. Der Richter wies darauf hin, dass dies gegen die Grundsätze der sozialen Verantwortung des Unternehmens verstößt, die G-Star nach eigenen Angaben respektiert.
Myanmar: Ein neues, von der EU finanziertes Programm zur Unterstützung der Bekleidungsproduktion in Myanmar ist auf die Kritik von Verfechter*innen von Arbeitnehmer*inennrechte gestoßen, die behaupten, dass es das Militärregime legitimiert, ohne den Arbeitnehmer*innen zu nützen. Die Europäische Handelskammer (Myanmar) und die in Deutschland ansässige SEQUA-Gruppe planen die Durchführung des Projektes, das den Namen "MADE in Myanmar" trägt (Multi-Stakeholder Alliance for Decent Employment in the Myanmar Apparel Industry), nach einem vierjährigen Durchführungsplan, der mit 3 Mio. € von der EU und zusätzlichen Beiträgen verschiedener Bekleidungsmarken finanziert wird. Khaing Zar Aung, Präsidentin der Industrial Workers' Federation of Myanmar (IWFM), sagte, das Projekt verleihe dem Militärrat nicht nur Legitimität innerhalb der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), sondern trage auch dazu bei, Arbeitsrechtsverletzungen zu verschleiern. Bei einer Bombardierung der Stadt Kant Balu am 11. April wurden um die 100 Menschen vom Militär getötet, darunter Kinder und Schwangere.
Pakistan: Nach einem Großbrand in einer Bekleidungsfabrik in der südpakistanischen Hafenstadt Karachi starben vier Feuerwehrleute, 13 weitere Menschen wurden verletzt. Die Ursache des Brandes, der in der Fabrik ausbrach und sie schließlich zum Einsturz brachte, war nach Angaben der Polizei nicht sofort bekannt. Die Feuerwehr hatte den Brand fast gelöscht, als der Einsturz folgte. Die Gewerkschaft Zehra veröffentlicht nach dem Einsturz Fotos von Produkten für den deutschen Markt (genannte Marken: Usman & Son (produziert fürAuchan, Dunnes store, & Hulampton). Bei einem Brand in einer Schuhfabrik Ende März wurden sieben Menschen verletzt. Bei einer Massenpanik auf dem Gelände einer Fabrik in Karachi sind mindestens 11 Menschen ums Leben gekommen (unter den Opfern sind vor allem Frauen und Kinder), mehrere weitere wurden verletzt. Der Besitzer der Bekleidungsfabrik hatte ein Lager für die Verteilung von Essensrationen an seine Fabrikarbeiter*innen organisiert, wie es jedes Jahr zum Ramadan üblich ist. Der Besitzer hatte es jedoch versäumt, die örtliche Polizeistation über die Veranstaltung zu informieren, obwohl die Regierung angeordnete, dass die Organisator*innen solcher Veranstaltungen zunächst die örtliche Polizeistation informieren müssen, damit Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden können.
Adler: Der Bekleidungshändler Adler Modemärkte GmbH ist mit einem deutlichen Umsatzplus ins Jahr 2023 gestartet. Im ersten Quartal habe der Bruttoumsatz eine Höhe von 88,4 Mio. Euro erreicht und das Niveau des Vorjahreszeitraums damit um 28,4% übertroffen.
Esprit schließt 2022 mit hohem Verlust ab: Insbesondere in Deutschland und im restlichen Europa seien die Resultate durch das ungünstige wirtschaftliche Umfeld „schwer beeinträchtigt“ worden. So sei der Konzernumsatz gegenüber 2021 um 15% auf 7,06 Mrd. Hongkong-Dollar (827 Mio. Euro) geschrumpft.
H&M ist mit deutlichen Zuwächsen ins neue Geschäftsjahr gestartet: Im ersten Geschäftsquartal bis Ende Februar lag der Umsatz mit nahezu 54,9 Mrd. schwedischen Kronen (knapp 4,9 Mrd. Euro) 12% höher als im zweiten Corona-Winter ein Jahr zuvor (mehr Quartalszahlen hier).
Otto meldet Umsatzeinbruch nach Ende des E-Commerce-Booms: Im Ende Februar abgeschlossenen Geschäftsjahr 22/23 verbuchte die in Deutschland operierende Otto-Einzelgesellschaft im eigenen Geschäft einen Umsatz von rund 4,5 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahr mit 5,1 Mrd. Euro entspricht dies einem Einbruch um fast 12%.