Fair Wear Foundation "Freedom of Association and Collective Bargaining Policy" (PDF-Datei) und "Guide for Brands": Die überarbeitete Policy skizziert für Mitgliedsunternehmen, wie die Einhaltung des Standards auf Lieferant*innenebene aussieht. Im Brand Guide werden sechs "key steps" erklärt, die Unternehmen umsetzen können, um Gewerkschaften zu unterstützen und Vereinigungsfreiheit sicherzustellen. Auch das Textilbündnis hat ein kürzeres Factsheet zum Sektorrisiko Vereinigungsfreiheit für Mitgliedsunternehmen erstellt.
Clean Clothes Campaign "Richtwert für einen europäischen Basis-Existenzlohn" (PDF-Datei): Die Clean Clothes Campaignhat gemeinsam mit Textilarbeiter*innen vor Ort einen einheitlichen existenzsichernden Lohn für europäische Billiglohnländer errechnet. Die Lücke zwischen den gezahlten und existenzsichernden Löhnen ist in Ländern wie Rumänien und der Ukraine noch immer enorm. Durch den Richtwert haben Modeunternehmen nun eine Orientierung, welche Löhne sie in Kalkulationen mit ihren Zulieferfirmen berücksichtigen müssen. Zudem soll der Richtwert auch als Leitlinie für das EU-Parlament gelten.
Wissenschaftler*innen der Universität Groningen, der Netherlands Organization for Applied Scientific Research und des Plymouth Marine Laboratory "Inhalable textile microplastic fibers impair lung repair": Die Wissenschaftler*innen fanden heraus, dass Polyester- und Nylontextilien die Wachstums- und Entwicklungsfähigkeit der Lunge beeinträchtigen. Menschen sind diesen Mikrofasern täglich durch z.B. Wäsche und Verschleiß ausgesetzt. Dadurch können diese Textilien zusätzliche Risiken für Kinder darstellen, deren Lunge noch in der Entwicklung ist. Auch für Menschen mit Vorerkrankungen der Lunge- so wie Menschen die sich von einer COVID-19-Erkrankung erholen - sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt.
ACCORD on Fire and Building Safety: Die Clean Clothes Campaign fordert von Unterzeichner*innen des ACCORDs, ein neues internationales verbindliches Abkommen mit den Gewerkschaften zu verhandeln, um den Erfolg der letzten Jahre zu erhalten. Die errungen Fortschritte stehen derzeit auf der Kippe, da in Bangladesch der RMG Sustainability Council (RSC), die die Aufgaben des ACCORD-Büros übernehmen soll, hinter den Standards des ACCORDs weit zurückfällt. Weitere Fabrikeinstürze in Ägypten und Indien zeigen die Notwendigkeit eines internationalen Sicherheitsabkommens.
Zwangsarbeit: SupplyShift reagiert auf Fälle von Zwangsarbeit in Baumwoll-Lieferketten und startet gemeinsam mit dem Responsible Sourcing Network (RSN) das Tool YESS: Yarn Ethically & Sustainably Sourced Cotton Sourcing Risk Screen, um Unternehmen dabei zu unterstützen, herauszufinden, bei welchen ihrer Lieferant*innen die Gefahr von Zwangsarbeit besteht.
Nachhaltigkeitsberichterstattung: In einem Artikel von Harvard Business Review wird der Nutzen von Nachhaltigkeitsberichten in Frage gestellt. Obwohl diese Art der Berichterstattung weit verbreitet ist, nehmen Umweltschäden und soziale Ungleicheiten zu. Der Autor (früherer COO bei Timberland) kritisiert unzureichende Prüfungen und unzuverlässige ESG-Ratings. Zudem plädiert er für geänderte Vorschriften, Investitionsanreize und neue Denkweisen. Zudem zitiert er Patagonia-Gründer Yvon Chouinard "It’s all growth, growth, growth—and that’s what’s destroying the planet".
Audits: Sourcing Journal berichtet über Ergebnisse der Universität Cornell zur Unzuverlässigkeit von Audits (innerhalb des New Conversations Project). Die Länder China (55%), Indien (55%) und Äthiopien (50%) schneiden im Ranking am schlechtesten ab.
Bangladesch: Die Textilfabriken bleiben während des Lockdowns (seit 14.April) offen. Das Arbeitsministerium hat deswegen 23 "Special crisis management committees" eingeschaltet, um die Einhaltung der Hygieneregeln in den Fabriken sicherzustellen. BCWS (Bangladesh Center for Workers Solidarity) fordert die Fabrikbesitzer*innen und die Regierung in einem Statement dazu auf, sicherzustellen, dass der Lockdown nicht als Vorwand für Gehaltskürzungen oder Entlassungen ausgenutzt wird.
Myanmar: Die Clean Clothes Campaign wendet sich erneut an Unternehmen und fordert von Aldi Nord und weiteren, nicht länger untätig zu bleiben und Maßnahmen bzgl. des Militäputsches zu unternehmen. Das Textilbündnis hat bisher kein Statement zu den Unruhen in Myanmar veröffentlicht. Von zivilgesellschaftlicher Seite wird ein Anschluss an das Statement(PDF-Datei) einer Reihe von Multi Stakeholder Initiativen (u.a. FWF, ETI, FLA und amfori) gefordert, bei dem eine verstärkte Sorgfaltspflicht von Unternehmen gefordert wird (siehe: News Update KW9). Remake berichtet über den Kampf der Textilarbeiter*innen aus der Industriezone Hlaing Thaya, die u.a. für Zara und Primark produzieren - am 14.03. starben dort 60 Arbeiter*innen. Auch FEMNET berichtet zur aktuellen Situation und zitiert Ma Khaing Zar, Präsidentin der Gewerkschaft IWFM"Soldaten schießen auf protestierende Arbeiter*innen, stürmen ihre Gemeinschaftsunterkünfte, kontrollieren ihre Handys und verhaften sie ohne Grund." In einem Meeting der UN warnt Myanmar-Experte Richard Horsey, dass das Land am Rande des Staatsversagens steht und argumentierte, dass es jede Rechtfertigung für den Rat gibt, dem Regime ein Waffenembargo aufzuerlegen.