Aktuelles/Briefing Room

Studien

"Wage Theft and Pandemic Profits" (PDF-Datei) vom Business & Human Rights Resource Center: 16 Modemarken stehen in Verbindung mit Lohndiebstahl der Textilarbeiter*innen in ihren Wertschöpfungsketten, unter ihnen: H&MLIDL und s.Oliver. Viele der aufgeführten Case Studies sind auch in der Incident List des Textilbündnisses erfasst.

"In the line of fire" (PDF-Datei) vom Business & Human Rights Resource Center: Im Jahr 2020 wurden 604 Angriffe auf Menschenrechtsaktivist*innen gezählt. Im Bericht werden auch zwei Fälle aus der Textilindustrie aufgeführt: Der Gewerkschaftsführer Bo Bo Nyein von der Federation of Garment Workers Myanmar (FGWN) wurde im Auftrag vom Management der ViP 2 Fabrik ermordet. Soeung Pros, der Vize-Präsident der Coalition of Cambodian Apparel Workers Democratic Union's (CCADWU) der Fabrik W&D wurde außerhalb der Fabrik von drei maskierten Männern geschlagen und schwer verletzt (Seiten 3 u. 4).

"Deep Dive Report" (PDF-Datei) von Better Buying: Die Studie thematisiert unterschiedliche Zahlungsbedingungen in Verträgen zwischen Lieferant*innen und Einkäufer*innen. Lieferant*innen wurden hierzu nach üblichen Problemen und Best Practice Beispielen befragt.

"COVID-19: Impact on Apparel and Footwear Workers" (PDF-Datei) von der Fair Labor Association: Der Report illustriert die Auswirkungen der Krise auf 56 Bekleidungsfabriken in China, Vietnam und Indonesien (u.a. Reduktionen von Aufträgen (46 von 56), Entlassungen (20 von 56) und Verringerung der Arbeitsstunden (18 von 56)). Es werden zudem Best Practices und Empfehlungen für Unternehmen aufgeführt.

"Gender and the labour market in Viet Nam" (PDF-Datei) von der International Labor Organization (ILO): Fünf Key Findings: Hohe Anzahl an Frauen* am Arbeitsmarkt; Frauen* häufiger in geringqualifizierter Beschäftigung; Frauen* in Doppelbelastung durch familiäre Verantwortung; Frauen* wurden häufiger entlassen (COVID-19); Frauen* arbeiteten länger als gewöhnlich im zweiten Halbjahr 2020 (Bezug zur Textilindustrie auf S.14.).

Lieferkettengesetz

auf EU-EbeneDas EU-Parlament hat am Mittwoch einen Vorschlag für ein umfassendes Lieferkettengesetz mit großer Mehrheit beschlossen. Der von der niederländischen Abgeordneten Lara Wolters vorgestellte Bericht geht weit über den letzte Woche beschlossenen Entwurf der Bundesregierung hinaus und beinhaltet mehrere Punkte, die z.B. von CorA und der Initiative Lieferkettengesetz am deutschen Entwurf bemängelt werden. Der Vorstoß sieht demnach vor, dass auch kleine Unternehmen verpflichtet werden sollen (im deutschen Entwurf Schwellen von 3000 (ab Jahr '23) und 1000 (ab Jahr '24) Mitarbeiter*innen). Zudem sollen Unternehmen dazu verpflichtet werden, die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards nicht nur bei ihren direkten Zuliefer*innen, sondern entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette sicher zu stellen. Eine zivilrechtliche Haftung und mögliche Importverbote für Produkte die mit Zwangsarbeit in Verbindung stehen sollen ebenfalls in das Gesetz aufgenommen werden. Der Vorschlag für ein EU-Lieferkettengesetz von EU-Kommissar Didier Reynders wird im Juni erwartet.

in DeutschlandShift Vorsitzender und Autor der UN Guiding Principles on Business and Human RightsJohn Ruggie, adressiert einen offenen Brief an die deutschen Minister (PDF-Datei) AltmaierHeil und Müller, in dem er sechs konkrete Empfehlungen gibt, um den Entwurf mit den UN Guiding Principles auf eine Linie zu bringen. Er kritisiert z.B. dass das Gesetz lediglich die erste Stufe der Wertschöpfungskette abdeckt, jedoch in Industrien wie der Bekleidungsindustrie vor allem in nachfolgenden Lieferkettenstufen Menschenrechtsverletzungen stattfinden. Zudem sollten Unternehmen sich in einer Risikoanalyse mit den hervorstechenden möglichen Rechtsverletzungen in der eigenen Lieferkette auseinandersetzen. Zudem fehlt ihm die Verpflichtung zum Einbezug von Stakeholdergruppen.

Aus den Produktionsländern

Bangladesch: Das IndustriALL Bangladesh Council (IBC) äußerte bei einer Diskussion zur Ratifizierung der ILO Konvention 190 (Gewalt und Belästigung) mehrere Forderungen: U.a. einen sechsmonatigen bezahlten Mutterschaftsurlaub, 40% Frauen in Gewerkschaften, Beendigung von sexueller Belästigung, keine Arbeit nach zehn Uhr abends und Kinderbetreuung in jeder Fabrik.

BangladeschBei einem Feuer in einem Chemikalienlager einer Textilfabrik in Gazipur wurde ein Mensch getötet und 42 weitere verletzt. Arbeiter*innen gaben an, dass ihnen nicht erlaubt wurde, das Gebäude zu verlassen, als das Feuer ausbrach. Ein Arbeiter berichtet, dass er durch die toxischen Gase ohnmächtig wurde und erst im Krankenhaus wieder zu sich kam.

Myanmar18 Gewerkschaften riefen zu einem Generalstreik am 08.03. auf. In einem Interview mit drei Gewerkschafterinnen der Federation of General Workers Myanmar (FGWM) wird die Rolle der protestierenden Textilarbeiter*innen deutlich. Die Erfahrungen aus der Gewerkschaftsarbeit im Textilsektor wird nun für die Proteste gegen das Militär genutzt.

Unternehmen im Textilbündnis

Mode-Discounter Takko befindet sich in Turbulenzen, nachdem Verhandlungen mit dem Land NRW über eine Bürgschaft gescheitert sind.

Die Rewe-Group veröffentlicht am internationalen Frauentag die Leitlinie "Frauen in der Lieferkette" (PDF-Datei) . Darin definiert der Konzern konkrete Maßnahmen und Ziele zum Schutz und zur Förderung von Frauen entlang globaler Wertschöpfungsketten. Im Fokus stehen prekäre Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne, fehlende Arbeitssicherheit sowie mangelnde Teilhabe am wirtschaftlichen Leben. Um das weit verbreitete Problem der geschlechtsspezifischen Gewalt an Frauen zu adressieren, müssen Bündnismitglieder ab 2021 auch verpflichtend geschlechtsspezifischen Risiken in ihrer Lieferkette analysieren. Als Bündnismitglied möchte die REWE Group durch die Identifizierung geeigneter Maßnahmen (z.B. das Social Capacity Building Program) aktiv zum Bündnisziel beitragen, geschlechtsspezifische Gewalt in ihren Textillieferketten zu begegnen.