Genevieve LeBaron et al. "The Ineffectiveness of CSR: Understanding Garment Company Commitments to Living Wages in Global Supply Chains": Die Studie untersucht die Maßnahmen von Bekleidungsunternehmen zur Zahlung existenzsichernder Löhne. Es wurden nur sehr wenige Belege dafür gefunden, dass Unternehmen sinnvolle Fortschritte bei der Umsetzung dieses Vorhaben gemacht haben. Angesichts der zunehmenden Beweise für die Ineffektivität von CSR, wird ein Bedarf an neuer politökonomischer Forschung über die Vorteile gesehen, die Unternehmen aus CSR-Aktivitäten ziehen, die die Aufmerksamkeit von ihren Kerngeschäftsmodellen und der ungleichen Werteverteilung innerhalb globaler Lieferketten ablenken.
Know the Chain "2021 Apparel and Footwear Benchmarkt Report" (PDF-Datei): Der Report untersucht Risiken von Zwangsarbeit in globalen Lieferketten. Es wurden 37 Unternehmen untersucht, darunter die Textilbündnisunternehmen Adidas(Platz 2, Score: 86 von 100), Primark (p:5, S:69), Puma (p:8, S:58), H&M (P:9, S:55) und Hugo Boss (p:16, S:49). 54% der Unternehmen hatten Vorwürfe von Zwangsarbeit, nur 11% konnten Maßnahmen zum Schutz von Arbeiter*innen vorweisen. Fast die Hälfte der Unternehmen (49%) erhielten 0 Punkte beim Score, der sich auf den Einbezug der Arbeiter*innen fokussiert (Adidas (61), Primark (39), Puma (17), H&M (28) und Hugo Boss (11)) (Erklärungen zu den Scores auf Seite 6; Scorecards der Unternehmen).
Lieferkettengesetz: Die Koalition legt den Streit um das Gesetz bei und beschließt einige Änderungen: Auch ausländische Unternehmen in Deutschland sollen einbezogen werden, Betriebsräte sollen in Wirtschaftsausschüssen Informationsrechte bekommen, es wird auf ein Abkommen zum Abfallhandel verwiesen. Außerdem wurde auf Druck der Union ausgeschlossen, dass Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen zivilrechtlich zur Verantwortung gezogen werden können. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) freut sich über diese "wichtige Begrenzung".
COVID-19: Die Clean Clothes Campaign (CCC) unterstützt den TRIPS-Waiver-Antrag, durch den die gerechte Verteilung von COVID-Impfstoffen weltweit durch die Aussetzung von Patentrechten sichergestellt werden soll. Die CCC fordert u.a. die EU auf, die Blockadehaltung gegen den Antrag fallen zu lassen und führt in diesem Zuge Ausbrüche größerer Corona-Cluster in Indien, Sri Lanka, Kambodscha, Lesotho und Marokko auf, und erläutert die erhöhte Gefahr der Textilarbeiter*innen.
Arbeitsrechte in Bangladesch: Afsana Alam berichtet auf New Age über die Studie des BRAC Institute of Governance and Development: "Livelihood Transitions and Coping with Shocks: Women in the Domestic Service and RMG Sector Coping with COVID-19". Nachdem viele Frauen während der Pandemie gezwungen waren, ihre Arbeit im Textilsektor aufzugeben, entscheiden sich nun viele trotz des höheren Gehalts und Ansehens häufig gegen die Arbeit in Textilfabriken und für hauswirtschaftliche Dienstleistungen. Diese wird häufig als würdigere Arbeit angesehen, da es ihnen ermöglicht wird, eine Mittagspause einzulegen und sich zwischendurch Zuhause um die Familie zu kümmern. Zudem können sie ihr Handy bei der Arbeit tragen, um zwischendurch nach dem Rechten Zuhause zu sehen. Die Erkenntnisse der Studie machen deutlich, wie wichtig Pausen für die mentale und physische Gesundheit der Frauen sind.
Vernichtung von Neuwaren bei Amazon: Greenpeace konnte durch einen geheimen Rechercheur in einem Amazon-Logistikzentrum in Niedersachsen die regelmäßige Vernichtung von Neuwaren aufdecken. Die Videoaufnahmen dokumentieren eine offenbar fest in den Produktionsablauf integrierte Abteilung mit acht Arbeitsplätzen ("Destroy-Stationen"), an denen regelmäßig Neuware entsorgt wird. Vernichtet werden vor allem "Ladenhüter" von Dritthändlern. Aufgrund einer erhöhten Langzeitlagergebühr ist es für Händler*innen günstiger, die Waren gegen Gebühr von Amazon entsorgen zu lassen. Das seit 2020 geltende Gesetz zur Verhinderung der Vernichtung von Neuwaren ("Obhutspflicht") wird mangels notwendiger Verordnungen nicht umgesetzt. In Washington wird Amazon derzeit außerdem wegen wettbewerbsfeindlicher Praktiken angeklagt, da der Konzern unabhängigen Anbietern verbiete, ihre Produkte auf anderen Plattformen günstiger anzubieten.
Zwangsarbeit der Uiguren: Im Oktober berichteten wir, dass die Better Cotton Initiative (BCI) die Zertifizierung der Baumwolle aus der Region Xinjiang aufgrund der Zwangsarbeit der Uiguren aussetzt (News Update KW 43 '20). Die Coalition to End Forced Labour in the Uyghur Region kritisiert BCI nun, dieses Statement von der Website genommen zu haben.
Transparenz: UNECE startet Blockchain-unterstützte Plattform für Rückverfolgbarkeit und Transparenz. Das Open-Source-Projekt wird von 56 Ländern unterstützt und soll die Nachverfolgbarkeit eines jeden Kleidungsstücks, von Rohmaterialien bis Handel, ermöglichen. Durch einen Call to Action ("The Sustainability Pledge") werden Regierungen, Unternehmen und Hersteller dazu aufgefordert, sich zur Anwendung des Tools zu verpflichten.
Putsch in Myanmar: H&M platziert wieder neue Aufträge in Myanmar, nachdem sie die Produktion im Land nach dem Putsch des Militärs pausiert hatten. Nach Aussagen des Unternehmens, konnten in den Produktionsstätten keine direkten Verknüpfungen zum Militär gefunden werden. H&M ist nun auf der Suche nach Rechtsberatung, wie internationale Unternehmen mit möglichen indirekten Verbindungen umgehen sollen. Jonas Christoffersen, der frühere Direktor des dänischen Instituts für Menschenrechte, hat in einer von BESTSELLER beauftragten Studie erklärt, dass es keine Gründe für die Annahme gibt, dass die drei für BESTSELLER produzierenden Fabriken in direkter Verbindung zum Militär stehen(englische Zusammenfassung auf Seite 120-122 - PDF-Datei). Beide Unternehmen argumentieren, dass Myanmars Industrie von ausländischen Investitionen abhängig sei und sie durch die Wiederaufnahme der Kooperationen Arbeiter*innen unterstützen. Zum Umgang mit der Lage in Myanmar veröffentlichte die von Markenunternehmen (darunter H&M und Bestseller) und internationalen Gewerkschaften getragene Initiative ACT ein "Framework for Responsible Suspension of Orders in Myanmar" und einen "Fast-track Dispute Resolution Mechanism (DRM)" (PDF-Datei) als Guidelines für Unternehmen, die in Myanmar sourcen.
Sri Lanka: Nachdem sich die Corona-Lage bis Mitte April ein wenig beruhigte, gibt es seit Anfang Mai erneut zahlreiche Berichte von Clustern in Textilfabriken. Trotz der Ausbrüche bleiben die meisten Fabriken geöffnet.
Kambodscha: Auch in Kambodscha gibt es erneut Ausbrüche, nachdem zahlreiche Fabriken nach dem Lockdown wieder öffnen konnten. Als Infektionsquellen werden vor allem die Trucks gesehen, in denen die Arbeiter*innen eng aneinander stehen, um zur Fabrik zu gelangen.
Bangladesch: Bei einem Feuer in einer Färberei erlitten fünf Arbeiter (zum Teil starke) Verbrennungen. Das Feuer wurde durch ein Leck in einem Gasrohr ausgelöst.
Indien: FEMNET informiert über die Auswirkungen des Lockdowns in Indien. Partnerorganisationen berichten von erheblichen psychischen Belastungen von Textilarbeiter*innen und vermehrter Kinderarbeit.
C&A will Jeans wieder in Deutschland herstellen. In der "Factory for Innovation in Textiles" in der einstigen Textilhochburg Mönchengladbach sollen digitale Prozesse mit nachhaltigen Prozessen verbunden werden. In der Fabrik mit hochautomatisierter Näherei und Wäscherei sollen "größere Stückzahlen" von 800.000 Jeans pro Jahr hergestellt werden. Für das Vorhaben arbeitet C&A mit lokalen Partnern wie der Hochschule Niederrhein, der Textilakademie Nordrhein-Westfalen, der RWTH Aachen und Start-ups zusammen.