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09.09.2019 - Berlin / Bonn. Die heutige Vorstellung des neuen Textil-Siegels „Grüner Knopf“ durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) nutzt die Zivilgesellschaft im Textilbündnis zu einer kritischen Standortbestimmung. Die zivilgesellschaftlichen Bündnis-Mitglieder kritisieren, dass der Grüne Knopf genauso wie das Textilbündnis nur eine freiwillige Maßnahme ist. Dringend notwendig sei aber ein Gesetz, das Sorgfaltspflichten in Bezug auf Menschenrechte, Umwelt und Korruptionsvermeidung für alle Unternehmen verbindlich regelt. Dieses Gesetz müsse die Basis für soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit bilden. Freiwillige Maßnahmen wie der Grüne Knopf und ein verbessertes Textilbündnis könnten darauf aufbauen.

„Textilbündnis und Grüner Knopf sind freiwillige Instrumente, denen sich viele Marken- und Einzelhandelsunternehmen im Textilsektor entziehen“, sagt Sabine Ferenschild vom Südwind Institut. Nur knapp die Hälfte der Textilwirtschaft beteilige sich am Textilbündnis. Auch der Grüne Knopf, der als staatliches Siegel Verbraucher*innen nachhaltige Produktion von Textilprodukten auf den Verarbeitungsstufen der Nähereien und Stoffveredelung versprechen will, wird nur einen Teilausschnitt der Branche erfassen. „Angesichts der unvollständigen Marktabdeckung fordern wir, wie auch einige Unternehmen, ein Gesetz.“

Als freiwillige Multi-Stakeholder-Initiative könne das Textilbündnis aufbauend auf einer gesetzlichen Regelung Sinn machen, wenn es glaubhaft und transparent die Einhaltung der Sorgfaltspflichten durch Unternehmen überprüfe. „Der derzeitige Mechanismus gewährleistet allerdings nicht, dass Mitgliedsunternehmen insbesondere die wesentlichen menschenrechtlichen Risiken erfassen und diesen mit angemessenen Maßnahmen wirksam begegnen“, sagt Gisela Burckhardt von FEMNET. „Die geplante Überarbeitung des Überprüfungsmechanismus muss auch für die Öffentlichkeit besser sichtbar machen, ob und wie wirksam ein Unternehmen die Umsetzung der Menschenrechte in seiner Lieferkette sicherstellt.“

Gemeinsames Engagement von Unternehmen als möglicher Mehrwert des Textilbündnisses

Ein Mehrwert des Textilbündnisses gegenüber dem Grünen Knopf könne sich durch ein gemeinsames Engagement der Bündnismitglieder in Bündnisinitiativen manifestieren. Bei vielen tiefgreifenden Problemen in der Lieferkette, wie der Zahlung existenzsichernder Löhne, kann ein einzelnes Unternehmen kaum nachhaltige Veränderungen erreichen. Berndt Hinzmann von der Entwicklungsorganisation INKOTA kritisiert: „Von den 72 Mitgliedsunternehmen beteiligen sich derzeit nur 17 Firmen an Bündnisinitiativen. Um ein sinnvoller Baustein in einem Mix gesetzlicher und freiwilliger Maßnahmen zu sein, muss das Textilbündnis die Implementierung von Sorgfaltspflichten glaubhaft prüfen und durch gemeinsames Engagement effektiv Fortschritte sicherstellen. Davon sind wir aktuell weit entfernt.“

Hintergrund-Informationen zum Textilbündnis

Mehr Informationen zum Bündnis für nachhaltige Textilien: https://www.textilbuendnis.com. Das Textilbündnis hat 18 zivilgesellschaftliche Mitgliedsorganisationen, die von FEMNET, INKOTA-netzwerk und dem SÜDWIND Institut im sogenannten Steuerungskreis vertreten werden.

Ansprechpartner*innen:

Dr. Gisela Burckhardt, 
FEMNET, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Tel.: 0152 01774080

Dr. Sabine Ferenschild, 
SÜDWIND-Institut, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Tel: 0228 7636 9816

Berndt Hinzmann, 
INKOTA-netzwerk, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Tel.: 0160 94 69 87 70