Aktuelles/Briefing Room

Studien und Co.

International Labour Organization "Draft code of practice on safety and health in textiles, clothing, leather and footwear" (PDF-Datei): Auf der Grundlage internationaler Arbeitsnormen und anderer sektoraler Leitlinien bietet der Kodex umfassende und praktische Ratschläge zur Beseitigung, Verringerung und Kontrolle aller wichtigen Gefahren und Risiken. Dazu gehören chemische Stoffe, ergonomische und physische Gefahren, Werkzeuge, Maschinen und Ausrüstungen sowie Gebäude- und Brandsicherheit.

Modern Slavery & Human Rights "Addressing consumer awareness and (in)action towards modern slavery" (PDF-Datei): Die Bericht untersucht, wie Einstellungen, Absichten und Verhalten von Verbraucher*innen mobilisiert werden können, um gegen moderne Sklaverei vorzugehen, und welche Interventionen wirksam sind, um Verbraucher*innenaktionen gegen moderne Sklaverei zu realisieren. Initiator*innen von Aktionen sollten u.a. darauf achten, dass die Verantwortung für die Bekämpfung der modernen Sklaverei gerecht auf die verschiedenen Akteur*innen, wie Regierungen und Unternehmen, verteilt werden. Den Verbrauchern muss versichert werden, dass sie nicht verantwortlich, sondern lediglich mitverantwortlich für die Bekämpfung der Sklaverei sind. Es ist wichtig, den Verbraucher*innen angemessene Verantwortlichkeiten zuzuweisen, die in einem ausgewogenen Verhältnis zu ihrer Macht stehen, Veränderungen zu bewirken. Zu den Handlungsmöglichkeiten gehören die Änderung des Konsumverhaltens und/oder zivilgesellschaftliche Aktionen wie die Meldung von Fällen moderner Sklaverei und die Unterzeichnung von Petitionen.

Together for Decent Leather und SOMO "Corona chronicles - The impacts of the Covid-19 crisis on leather workers in Bangladesh, Pakistan and India" (PDF-Datei): Das Paper beleuchtet die dramatischen Folgen der Krise für Lederarbeiter*innen in Bangladesch, Pakistan und Indien, indem es sechs von ihnen porträtiert. Die Arbeiter*innen sprechen über ihre Erfahrungen während der ersten Lockdowns im Jahr 2020 und darüber, wie sich die Pandemie auf ihre Beschäftigung, ihren Lebensunterhalt und ihre Rechte ausgewirkt hat. Zusätzlich zu den Aussagen der Arbeitnehmer*innen enthält das Papier eine Reihe von Empfehlungen an Regierungen und Unternehmen, um einen besseren Schutz der Arbeitnehmer*innenrechte zu gewährleisten.

Südwind Institut "Valuable as Leather? Being a leather industry worker and producer in Turkey" (PDF-Datei): Im Sommer 2021 wurden Arbeiter*innen und Arbeitgeber*innen befragt, die in der Türkei Leder, Schuhe, Gürtel oder Taschen herstellen. Die Ergebnisse: Der Lohn der Arbeiter*innen reicht kaum zum Überleben. Viele der Arbeitenden sind derzeit Geflüchtete aus Syrien. Ihre finanzielle Situation ist so prekär, dass sie bereit sind, auch für ein ungenügendes Gehalt und zu miserablen Bedingungen zu arbeiten. Fast keine*r der Befragten hat einen Arbeitsvertrag. Die Arbeitszeit beträgt für Erwachsene oft zehn Stunden täglich mit nur einer Pause. Es gibt kaum Sicherheitsvorkehrungen, obwohl die Menschen mit Maschinen, Chemikalien und stinkendem Kleber arbeiten. Auch gewerkschaftliche Organisation gibt es in diesem informellen Sektor kaum. Das SÜDWIND-Institut stellt daher Forderungen an die aktuell verhandelnden Parteispitzen in der Bundespolitik: Der neue Koalitionsvertrag muss beinhalten, dass menschenrechtliche Sorgfalt auch für kleine Unternehmen am Anfang ihrer Wertschöpfungsketten verpflichtend wird. Dies gilt insbesondere für Risikobranchen wie den Ledersektor (Deutsches Fact-Sheet, PDF-Datei).

News

Better Cotton lanciert Revision des Better Cotton Standards. In den Better Cotton Principles & Criteria wird die globale Definition von Better Cotton anhand von sieben Leitprinzipien dargelegt. Die Grundsätze werden von mehr als 2,7 Millionen Baumwoll-Landwirt*innen auf der ganzen Welt angewandt. Der Überarbeitungsprozess zielt darauf ab, die Kriterien zu stärken, um sicherzustellen, dass sie weiterhin den besten Praktiken entsprechen, effektiv und lokal relevant sind und mit der Strategie 2030 von Better Cotton übereinstimmen. So sollen auch Bereiche wie Klimawandel, menschenwürdige Arbeit und Bodengesundheit mehr in den Fokus rücken. Der Überarbeitungsprozess wird eine umfassende Konsultation und Einbeziehung aller Interessengruppen beinhalten, von Produzent*innen und Arbeitnehmervertreter*innen bis hin zu technischen Expert*innen, anderen Baumwollinitiativen sowie Einzelhändler*innen und Marken. Der Überarbeitungsprozess wird voraussichtlich von Oktober 2021 bis Anfang 2023 dauern. Ende 2022 wird es eine öffentliche Konsultation geben.

EU-Maßnahmen mit Bezug zu Textilien: In einem Artikel von FashionUnited wird ein Überblick über den EU-Rahmen für ESG-Kriterien (Environment, Social and Governance) in der Mode gegeben. Zu der Reihe von EU-Initiativen gehören u.a.: EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums (März 2018), Green Deal (Dezember 2019), Vorschlag für europäisches Klimagesetz (März 2019), Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft (März 2020), Strategie "Vom Erzeuger zum Verbraucher" (Mai 2020), Klimapakt (Dezember 2020), EU-Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Angaben (März 2021), Paket für nachhaltige Finanzen (April 2021), Fit for 55-Paket (Juli 2021). Vor allem der Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft hat eine besondere Bedeutung für die Modeindustrie, da sie zu den ressourcenintensiven Sektoren gehört, auf denen der Schwerpunkt des Aktionsplans liegt. Der Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft zielt darauf ab, das Inverkehrbringen umweltschädlicher Produkte in der EU zu verhindern, indem der Reduzierung und Wiederverwendung von Materialien vor dem Recycling Vorrang eingeräumt und neue Geschäftsmodelle mit innovativen Produkten/Dienstleistungen gefördert werden. Zudem sollen Ökodesign-Maßnahmen gefördert und einfache Zugänge zu Wiederverwendungs- und Reparaturdiensten ermöglicht werden. Die Sortierung, die Wiederverwendung und das Recycling von Textilerzeugnissen werden der Schlüssel zur Erreichung dieser Ziele sein, ebenso wie ordnungspolitische Maßnahmen und eine erweiterte Herstellerverantwortung. In weiteren Teilen der ESG-Reihe von FashionUnited wird es u.a. um Regeln zu Green- bzw. Wokewashing und Kennzeichnungspflichten in der Modeindustrie gehen.

Produktionsländer

Sri Lanka: 1. Vertreter*innen mehrerer bekannter Bekleidungshersteller Sri Lankas (u.a. MAS Holding, Star Garments (Brandix Group)) gaben bekannt, dass mehr als 90% der Mitarbeiter*innen teilweise und 70% vollständig geimpft worden seien. 2. Der Gesamtwert der Textil- und Bekleidungsexporte aus Sri Lanka stieg im Zeitraum von Januar bis Juni um 28% auf rund 2,1 Mrd Euro von 1,6 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahr. Demnach stiegen die Textilexporte in der ersten Jahreshälfte 2021 sogar um 47,8% auf 133,4 Mio. Euro, während Bekleidungsexporte um 30,8% auf 1,93 Mrd. Euro zunahmen. Die beiden Kategorien machten 56,43% aller Industrieexporte aus Sri Lanka aus, so der Bericht der Zentralbank. Die Verdienste der Arbeitskräfte gingen im Juni 2021 im Vergleich zum Juni 2020 jedoch auf 411 Mio. Euro zurück, was einem Rückgang von 16,4% gegenüber dem Vorjahr entspricht. 3. Feministische Organisationen, Arbeiter*innen und Gewerkschaften aus Asien fordern die Regierung und Unternehmen auf, die Verletzung von Arbeitsrechten und die Unterdrückung von Gewerkschaftsführer*innen, insbesondere von Frauen, zu beenden.

Indonesien: Der 3. Kongress von IndustriALL verabschiedete im September eine Resolution in Solidarität mit den indonesischen Mitgliedsorganisationen gegen das umstrittene Omnibus-Gesetz zur Schaffung von Arbeitsplätzen, das seit seiner Einführung im Januar 2020 für Turbulenzen gesorgt hat. Seit der Einführung des Omnibus-Gesetzes wurde der sektorale Mindestlohn abgeschafft und die nominalen Abfindungszahlungen gekürzt. Zudem schade das Gesetz den Grundrechten der Arbeitnehmer*innen.

Unternehmen im Textilbündnis

Hugo Boss hebt nach starkem Quartal die Jahresprognose an. Für 2021 wird nun ein währungsbereinigtes Wachstum um mindestens 40% erwartet.

Adidas kündigt weiteren Aktienrückkauf an - 2021 insgesamt eine Milliarde Euro.