Aktuelles/Briefing Room

Studien und Co.

ITUC, Internationaler Gewerkschaftsbund "Der globale Rechtsindex des IGB 2021 - Die schlimmsten Länder der Welt für erwerbstätige Menschen" (PDF-Datei): Der Globale Rechtsindex 2021 liefert eine beschämende Liste von Regierungen und Unternehmen, die eine gewerkschaftsfeindliche Agenda gegenüber Arbeitnehmer*innen verfolgt haben, die an vorderster Front stehen und unerlässliche Arbeiten verrichten, um Volkswirtschaften und Gemeinschaften am Leben zu erhalten. Unter den zehn schlimmsten Ländern befinden sich u.a. Bangladesch, Philippinen, Türkei und Myanmar.

Better Buying "Purchasing Practices and Sustainability: What improvements are suppliers seeing?" (PDF-Datei): Der 2020 Better BuyingTM Purchasing Practices Index (BBPPI) inkludiert erstmalig (neben Auswirkungen der Einkaufspraktiken auf die soziale Nachhaltigkeit) auch Umwelt- und Geschäftsauswirkungen ("3 P's" - People, Planet, Profit). Der Report konzentriert sich auf vier Schlüsselbereiche: Design und Entwicklung, Investitionen in kostensenkende alternative Technologien, Erwartungen und Anreize für CSR/Compliance und ökologische Nachhaltigkeitsleistung, Auswirkungen von starken Schwankungen im Auftragsvolumen von Monat zu Monat.

Wardrobe Change "Recommendations for the EU Strategy for Sustainable Textiles": Die Europäische Kommission sammelt derzeit Feedback von der Industrie und zivilgesellschaftlichen Organisationen mit dem Ziel, bis Ende des Jahres neue Maßnahmen vorzuschlagen. Die 25 Mitglieds-NGOs von #WardrobeChange legen im Positionspapier vier übergreifende Prinzipien für die EU-Textilstrategie und die zu ihrer Verwirklichung erforderlichen politischen Maßnahmen dar: 1 Nachhaltige Textilprodukte zur Norm machen 2 Ressourcenschonenden Textilverbrauch vorantreiben 3 Das lineare Geschäftsmodell hinter sich lassen 4 Die EU-Textilindustrie für ihre Rolle in der Welt zur Verantwortung ziehen. Das übergreifende Ziel der neuen EU-Textilstrategie
muss es sein, einen Beitrag zur absoluten Reduzierung der Textilproduktion zu leisten.

Europäische Kommission "Circular economy perspectives in the EU Textile sector": Diese Studie informiert über die Perspektiven der Kreislaufwirtschaft im Management von Textilprodukten und Textilabfällen in der Europäischen Union (EU). Der Bericht liefert ein detailliertes Bild der Materialflüsse im EU-Textilsektor im globalen Kontext und gibt einen Überblick über die Größe der textilverarbeitenden Industrie in der EU. Zudem liefert die Studie Informationen über die derzeitige industrielle Praxis in der EU für die Sammlung, Sortierung und Aufbereitung aussortierter Textilien für die Wiederverwendung und das Recycling. Die Studie schließt mit einer Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen (SWOT) des Textilproduktions- und -verbrauchssystems in zwei Szenarien ab: 1) dem Vorherrschen eines linearen Wirtschaftsmodells und 2) einem projizierten Kreislaufwirtschaftsszenario.

News

Lieferkettengesetz: Die Scientists for Future bewerten den Gesetz für das Lieferkettengesetz. Sie regen an, die folgenden Aspekte stärker zu berücksichtigen: Gleichstellung des Schutzes von Umwelt, Natur, und Klima; Dokumentation der vollständigen Lieferkette; Sektorspezifische Regelungen; Externe Begutachtung; Ausdehnung der Verantwortung auch auf mittelbare Zulieferer; Verständliche Sprache.

Bündnis-Pilotprojekt Bio-Baumwolle: Beim Pilotprojekt in Indien (Süd-Odisha) haben sich Transfair e.V. (Fairtrade Deutschland), Tchibo GmbH, Dibella b. v. und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH mit einer Kooperative in Indien zusammengeschlossen, mit dem Ziel, die Menge an verfügbarer Bio-Baumwolle auf dem Weltmarkt zu erhöhen. Neben dem Pilotprojekt plant das Bündnis für nachhaltige Textilien eine Bündnisinitiative Bio-Baumwolle in Indien, die noch in diesem Jahr starten soll.

Initiative The Industry We Want (TIWW): Im News Update der KW 3 stellten wir die Initiative The Industry We Want vor, die das Hauptziel verfolgt, eine neue Vision für die Bekleidungsbranche mit verbesserter Zusammenarbeit und Rechenschaftspflicht zu definieren. Beim Treffen am 23. Juni wurden nun drei Schwerpunkte mit zwölf Schlüsselbereichen bekannt gegeben. Bei den Schwerpunkten handelt es sich um die drei Säulen Soziales, Umwelt und Wirtschaft. Für die Säule “Soziales” wurden vier Indikatoren vorgestellt: Löhne, Abhilfemaßnahmen, sozialer Schutz und Abdeckung durch Tarifverträge. Die ökologische Säule wird sich auf Wasser, Chemikalien, Abfall und Treibhausgasemissionen konzentrieren, während die Säule zur Wirtschaft Einkaufspraktiken, Gewinnspanne/Wertverteilung, Risikoteilung/Käufermacht und Ungleichheit ins Auge fasst.

Herkunft der Baumwolle: Das Gemeinschaftsprojekt Textile-Tracker des Forschungsinstituts für Textil und Bekleidung der Hochschule Niederrhein, der Agroisolab GmbH und dem WWF Deutschland startete am Donnerstag unter Beteiligung des Textilanbieters Cotonea. Im Labor sollen Isotope von Baumwollproben analysiert werden, deren charakteristischen chemischen Merkmale möglicherweise Hinweise auf die Anbauweise, Region und Böden ermöglichen. Angefangen mit der Baumwollflocke wollen die Expert*innen im Labor verschiedene Verarbeitungsstufen simulieren. Erste Ergebnisse werden Ende des Jahres erwartet.

Produktionsländer

Bangladesch: Seit Anfang Juni steigen die COVID-19-Infektionszahlen im Land wieder rasant an. Am 01. Juli startete deswegen ein 7-tägiger landesweiter Lockdown. Die Besitzer*innen der Textilfabriken wollen die Produktion normal weiterführen. Gewerkschafter*innen sind sich uneinig, was das Beste für die Arbeiter*innen ist. Zum einen sind sie durch unzureichende Hygienemaßnahmen und Transportmöglichkeiten zu den Fabriken während des Lockdowns einer erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt. Andererseits befürchten Fabrikbesitzer*innen und Gewerkschafter*innen, dass sich durch eine Pause der Produktion Verzögerungen in den Lieferungen häufen und internationale Unternehmen ihre Aufträge in andere Länder platzieren.

China: Als Antwort auf öffentlich geäußerte Bedenken von Marken und der BCI (Better Cotton Initiative) über den Einsatz von Zwangsarbeit durch inhaftierte Uiguren in Xinjiang leitet Peking weitere Schritte ein: Ein neues "Anti Sanctions Law" wurde am 10. Juni eingeführt. Es soll Einzelpersonen oder Organisationen für den Fall schützen, dass ein Land "verschiedene Vorwände oder seine Gesetze" nutzt, um "diskriminierende" Maßnahmen gegen sie zu ergreifen. Das Gesetz wurde eine Woche nachdem US-Präsident Joe Biden eine schwarze Liste von chinesischen Unternehmen erweitert hat, in die Amerikaner nicht investieren dürfen, eingeführt. Zu den im Gesetz aufgeführten Gegenmaßnahmen gehören die Verweigerung von Visa, die Abschiebung oder die Beschlagnahme von Vermögenswerten. Die China Cotton Association (CCA) hat zudem das Cotton China Sustainable Development Program ins Leben gerufen. Ziel ist es, "einen eigenen, unabhängigen, nachhaltigen Standard und ein Zertifizierungssystem aufzubauen, um der Dominanz des Westens [BCI] entgegenzuwirken".

Indien: Auf Anweisung der Regierung haben exportierende Textilindustrien begonnen, mit 100% der Belegschaft zu arbeiten, unter der Bedingung, dass die Angestellten innerhalb eines Monats geimpft werden. Aufgrund der Knappheit an Impfstoffen in den staatlichen Gesundheitszentren kaufen die Arbeitgeber*innen diese über private Krankenhäuser und impfen ihre Arbeiter*innen. Die Kosten für die Impfung belaufen sich auf etwa 1000 Rupien. Die Arbeitgeber*innen in Tiruppur ziehen 500 Rupien vom Gehalt der Arbeiter*innen ab, um einen Vorschuss zu erhalten. In einigen anderen Fabriken werden die Arbeiter*innen gebeten, eine Erklärung zu unterschreiben, dass sie 500 Rupien von ihrem Lohn für die Impfung bezahlen werden. Dies verstößt gegen das Gesetz des Payment of Wages Act 1936.

Unternehmen im Textilbündnis

Adidas will vom 1. Juli an bis Ende des Jahres eigene Aktien im Wert von bis zu 550 Millionen Euro zurückzukaufen. Einschließlich der bereits im Mai ausgeschütteten Dividende in Höhe von 585 Millionen Euro werde das Unternehmen in diesem Jahr damit voraussichtlich insgesamt mehr als eine Milliarde Euro an Aktionäre ausschütten.