Aktuelles/Briefing Room

Studien und Co.

Wuppertal Institut "Der Digitale Produktpass als Politik-Konzept" (PDF-Datei): Die Europäische Kommission arbeitet an einem elektronischen Produktpass als wesentliches Instrument für eine klimaschonende und ressourceneffiziente Wirtschaft. Dieser soll unter anderem Informationen über Herkunft, Zusammensetzung, Reparatur- und Demontagemöglichkeiten eines Produktes sowie über die Handhabung am Ende seiner Lebensdauer liefern. Es sind jedoch noch keine konkreten und umfassenden Konzepte vorhanden, wie ein solcher umfassender Produktpass in Zukunft ausgestaltet und implementiert werden soll. Die Kurzstudie hat das Ziel, den aktuellen Diskussionsstand zum Thema kompakt darzustellen und Handlungsoptionen für eine mögliche Umsetzung zu skizzieren.

Fashion Roundtable "Brexit: The Impact on the Fashion Industry" (PDF-Datei): In dem Report wurden die wichtigsten Daten und Erkenntnisse zusammengetragen, um die Auswirkungen des aktuellen Stands des Handelsabkommens zwischen Großbritannien und der EU auf die Mode-, Textil- und Einzelhandelsbranche einzuschätzen. Zudem wird auch das Thema Arbeitsrechte angesprochen (S. 11).

Planet Tracker "Threadbare Data": In der Studie wurden die Angaben von 230 Veredlungsbetrieben (Nassprozesse) untersucht, um festzustellen, wie Treibhausgasemissionen sowie Chemikalien, Abfall- und Energiemanagement offengelegt und bepreist werden. Unzureichende Umweltinformationen von Veredlungsunternehmen hindern Investoren daran, ESG-Risiken und -Chancen richtig zu bewerten. Planet Tracker setzt sich deswegen für einen einheitlichen globalen Berichtsrahmen für diesen emissionsstarken Sektor ein. Die Ergebnisse der Studie werden auch in einem Video vorgestellt.

News

Lieferkettengesetz: Die Initiative Lieferkettengesetz kritisiert die kurzfristige Verschiebung der Abstimmung zum Lieferkettengesetz, die eigentlich am Donnerstag stattfinden sollte. Als neuer Abstimmungstermin steht der 10.06. im Raum. Laut einer neuen Umfrage der Verbraucherzentrale Bundesverband wollen 86% der Verbraucher*innen, dass Textilunternehmen für Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette haften müssen.

Transparenz: In einem Artikel auf LinkedIn spricht Katie Shaw von Open Apparel Registry über den Einfluss des Tools auf Unternehmen und die Arbeiter*innen in den Wertschöpfungsketten. Auf Open Apparel Registry sind über 57.000 Fabriken aus 120 Ländern gelistet - das entspricht etwa 85-90% aller Fabriken im Textilsektor. Durch die Verlinkung von Fabriken-IDs mit Modeunternehmen können Menschenrechtsorganisationen herausfinden, welche Unternehmen in Arbeitsrechtsverstößen involviert sind und diese dazu aufrufen, aktiv zu werden. Als Beispiel wird hier ein Fall genannt, bei dem das Business and Human Rights Ressource Center Kontakt von Protesten in Kambodscha hörte und mit den involvierten Unternehmen Kontakt aufnahm, um die Wiedereinstellung hunderter Arbeiter*innen zu ermöglichen.

CSR: Die CEOs der großen Modeunternehmen (u.a. NikeH&M und Zalando) haben sich für 2021 fünf nachhaltige Prioritäten gesetzt: Respektvolle und sichere Arbeitsumgebungen, bessere Lohnsysteme, Kreislaufsysteme, effiziente Ressourcennutzung und der Gebrauch “smarter” Materialien. Roger Lee, der CEO eines Bekleidungsherstellers aus Hong Kong kritisiert die Kluft zwischen Worten und Taten der CEOs und sagt „80 Prozent der Marken lassen ihren Worten immer noch keine Taten folgen. Niemand hat bisher gesagt: Für das, was ihr tut, zahle ich euch 10 Cent mehr." Auch Miran Ali, Produzent und Vizepräsident der BGMEA kritisiert, dass viele Hersteller während der Krise mit den Risiken allein gelassen wurden.

ACCORD: Die Kampagne für Saubere Kleidung startet Aktion, um Otto und weitere Unternehmen dazu aufzufordern, ein neues verbindliches Sicherheitsabkommen zu unterschreiben. Die NPO Remake fordert H&M auf, einer Verlängerung des ACCORDs zuzustimmen. Das Business & Human RIghts Ressource Center geht der Frage nach, was passiert wäre, wenn verpflichtende menschenrechtliche Sorgfaltspflichten bereits vor Rana Plaza existiert hätten.

Aus den Produktionsländern

Bangladesch: Eine Studie vom Center for Policy Dialoge (CPD) fand heraus, dass 25% der Fabriken Arbeiter*innen entließen, obwohl sie Unterstützungszahlungen von der Regierung erhielten und somit gegen die vereinbarten Konditionen für die Zahlungen verstoßen haben. Zudem haben 59% der Arbeiter*innen die entlassen wurden lediglich ihr Gehalt, jedoch keine Abfindungen bekommen. 18% der Arbeiter*innen haben nichts dergleichen bekommen.

Kambodscha: Nach zahlreichen Protesten kündigt die Regierung Unterstützungszahlungen für Geringverdienende an, die sich in den "red zones" in Quarantäne begeben mussten: 40-78$ für Familien, 40$ für Textilarbeiter*innen. Zudem haben bereits etwa 80% der Menschen in den "red zones" ihre erste Coronaimpfung bekommen.

Indien: In einer Umfrage der Clothing Manufacturers Association of India (CMAI) geben mehr als 75% der befragten mittelständischen Unternehmen an, dass sich ihre Arbeiterschaft um mehr als 25% verringert hat. 72% geben außerdem an, dass mehr als 50% ihrer Aufträge von den Modeunternehmen storniert wurden und sie weniger als 25% ihrer abgemachten Zahlungen für April bekommen haben.

Sri Lanka: Textilarbeiter*innen bitten die Regierung um Unterstützung, da die COVID-19-Fallzahlen in den Freihandelszonen mit zahlreichen Textilfabriken (z.B. Kutanayake) wieder steigen. Vertreter*innen von Menschenrechtsorganisationen setzen sich dafür ein, dass Arbeiter*innen die sich in Quarantäne begeben müssen ihr volles Gehalt bekommen.

Unternehmen im Textilbündnis

Otto steigert Jahresumsatz und Ergebnis - und erwartet weiteres Wachstum: Umsatz von 15,6 Mrd. Euro (Wachstum von 17,2% ggü. dem Vorjahr). Der Konzern profitierte vom Boom des Onlinegeschäfts während der Pandemie (E-Commerce-Erlöse weltweit: 9,9 Mrd. Euro/+25,6%). Der Jahresüberschuss wurde mehr als vervierfacht: EBIT von 688 Mio. Euro (+59%). Anteilsverkäufe trugen maßgeblich dazu bei, dass der Nettogewinn sogar von 214 auf 971 Millionen Euro sprang.

Adler erhält Staatshilfe von 10 Mio. Euro nachdem das Unternehmen sich Anfang Mai öffentlich über mangelnde Unterstützung beklagte (siehe News Update KW 18)