Aktuelles/Briefing Room

Studien und Co.

Clean Clothes Campaign "UNFINISHED BUSINESS: Outstanding safety hazards at garment factories show that the Accord must be extended and expanded": Der Bericht führt unkorrigierte Sicherheitsrisiken in Fabriken auf, die für zwölf Marken produzieren, die den Accord unterschrieben haben (u.a. Aldi NordAldi SüdC&AH&M, und Lidl). Die Daten zeigen, dass jede dieser Marken aus Dutzenden von Fabriken bezieht, in denen keine Feuermelder, Sprinkleranlagen und/oder angemessenen Notausgänge installiert wurden. Die CCC plädiert deswegen dafür, dass diese Marken eine neue rechtsverbindliche Vereinbarung unterzeichnen, um sicherzustellen, dass diese Gefahren beseitigt werden. UNI und IndustriALL haben bekanntgegeben, dass sie und die lokalen Gewerkschaften in Bangladesch aus dem RSC (RMG Sustainability Council) austreten, sollte es kein rechtlich verbindliches Nachfolgeabkommen zum ACCORD geben. Somit verliert das RSC jegliche Glaubwürdigkeit als wirksame Organisation für Arbeitssicherheit. Als zweites Unternehmen (nach Asosspricht sich nun auch Textilbündnismitglied Tchibo für die Verlängerung des Accords aus.

Fashion Industry Charter for Climate Action "Identifying low Carbon Sources of Cotton and Polyester Fibers": Dieser Bericht wurde mit dem primären Ziel entwickelt, die wichtigsten Prozesse zu identifizieren, die zu kohlenstoffärmeren Rohstoffen für Baumwolle und Polyester beitragen. In dem Bericht werden verschiedene Methoden zur Herstellung von Materialien untersucht, z. B. biologischer Anbau im Vergleich zu konventionellem Anbau oder neuwertiges Polyester im Vergleich zu mechanisch recyceltem Polyester. Während sonst Klimamaßnahmen sich darauf konzentrieren, Zulieferer aus Erneuerbare Energien und Energiesparmaßnahmen zu bringen, gibt dieser Report Inputs für das oft vernachlässigte Thema einer klimafreundlichen Materialauswahl.

QIMA "Q2 2021 BAROMETER: As Businesses Look To Leave ‘Crisis Mode’ Behind, Diversification Continues While Ethical Compliance and Quality Take a Hit": Der Report untersucht Entwicklungen innerhalb globaler Wertschöpfungsketten. Im vergangenen Jahr stiegen die ethischen Risiken in den globalen Lieferketten angesichts der komplexen Herausforderungen und weitreichenden Störungen. Mehr als ein Drittel der Unternehmen in der QIMA-Umfrage gaben an, dass sie infolge der Pandemie zusätzliche ethische Probleme in ihrer Lieferkette beobachtet haben. Der Prozentsatz der Fabriken, die aufgrund kritischer Nichtkonformität ("Rot") mit "nicht bestanden" bewertet wurden, kletterte auf 27 %, ein Dreijahreshoch.

spehra und Cotton made in Africa "Life Cycle Assessment of Cotton made in Africa": Die Studie untersucht den ökologischen Fußabdruck von Baumwolle, die nach dem CmiA-Standard überprüft wurde. In Bezug auf Wasserverbrauch und Klimawandel ist CmiA-Baumwolle besser als die meisten anderen, vor allem, weil sie von Kleinbauern angebaut wird, die nur auf regengespeiste Landwirtschaft angewiesen sind und erheblich weniger Dünger verwenden als Landwirte in anderen Baumwollanbaugebieten. Zudem umfasst die Studie  auch die erste Folgenabschätzung auf die biologische Vielfalt in den Anbaugebieten.

News

Recyceltes PolyesterTextile Exchange und die Fashion Industry Charter for Climate Acion haben eine gemeinsame Initiative zu recyceltem Polyester (rPET) gestartet. Das Ziel ist es, ein Volumen des "nachhaltigeren" (also nicht unbedingt nachhaltigen) rPET von 45% bis 2025 zu erreichen und Emissionen einzusparen. Bis 2030 soll der Anteil von rPET auf 90% steigen. Unter den 85 Unternehmen, die sich verpflichtet haben sind u.a. Adidas und H&M.

Auswirkungen der Coronakrise auf Frauen: Laut eines Berichts von Oxfam International kostet die Coronakrise Frauen auf der ganzen Welt im Jahr 2020 mindestens 800 Mrd. US-Dollar an Einkommensverlusten, was mehr als dem kombinierten BIP von 98 Ländern entspricht. Zudem haben Frauen mehr als 64 Mio. Arbeitsplätze verloren - ein Verlust von 5% gegenüber 3,9% bei Männern.

Mindestlöhne/Existenzlöhne in Europa: Die Clean Clothes Campaign macht deutlich, dass eine EU-Richtlinie zu adequaten Mindestlöhnen einen wirklichen Wandel für Textilarbeiter*innen bedeuten könnte. Die Mindestlöhne müssen sich jedoch nach den wirklichen Lebenskosten einer Familie richten und das Recht auf einen existenzsichernden Lohn sicherstellen - dies ist im derzeitigen Proposal nicht der Fall. (Siehe dazu: News Update KW 15 - "Richtwert für einen europäischen Basis-Existenzlohn")

Corona-Unterstützungszahlungen: Die Financial Transparency Coalition (Transparency International ist Teil dieser Koalition) hat herausgefunden, dass die überwiegende Mehrheit der Corona-Unterstützungsfonds (63%) an große Unternehmen anstatt an Wohlfahrtsunternehmen, kleine Unternehmen oder Menschen im informellen Sektor ging. Dies geht aus der ersten umfassenden Analyse der öffentlichen Rettungsfonds hervor, die während der Pandemie in den Ländern Kenya, Südafrika, Sierra Leone, Bangladesch, Indien, Nepal, Honduras, Guatemala und El Salvador ausgezahlt wurden.

Aus den Produktionsländern

Bangladesch: Laut einer Studie des Center for Policy Dialoge (CPD) reagierten Marken in Kontext der Coronakrise im Allgemeinen nicht auf das Problem der Entlassung von Arbeitern aus ihren Partnerfabriken. Nur 14,7 % der Fabriken wurden von den Marken aufgefordert, keine Arbeiter zu entlassen, nur 1 % der Fabriken gab an, dass die betroffenen Marken zustimmten, die damit verbundenen Kosten zu übernehmen, wenn sie keine Arbeiter entlassen. Um einer weiteren Verbreitung des Coronaviruses über die Feiertage Eid al-Fitr (Fest des Fastenbrechens) entgegenzuwirken, ordnete die bangladeschische Regierung die Fabrikbesitzer*innen an, den Arbeiter*innen nicht mehr als drei Tage frei zu gebenArbeiter*innen in Dhaka und Gazipur demonstrierten daraufhin für die Zahlungen der Festtagsboni und einer Verlängerung der Feiertage. Der Arbeitsminister rief daraufhin dazu auf, alle Löhne und Boni bis zum 10.05. zu bezahlen und gab die Verantwortung über die Entscheidung der Länge der Feiertage zurück an die Fabrikbesitzer*innen.

Indien: Die Regierung in Karnataka entschied Ende April, dass die Textilfabriken trotz Lockdown mit 50%er Auslastung arbeiten dürfen und kam damit der Forderung der Garment and Textile Workers Union (GATWU) nach (siehe News Update KW 17). Karnataka gehört derzeit zu den Regionen mit den höchsten COVID-19-Fallzahlen. Eine Studie besagt, dass etwa 230 Millionen Inder*innen 2020 in Armut rutschten. Die derzeitige Situtation wird diese Entwicklung wahrscheinlich noch verschlimmern.

Myanmar: Seit Anfang Februar wurden 781 Menschen vom Militär getötet, 4916 wurden verhaftet (von denen 3843 noch immer in Haft sitzen) und 1561 Haftbefehle wurden erlassen. Laut eines Berichtes von UNDP könnte bis 2022 fast die Hälfte der Menschen in Myanmar in Armut leben - ausgelöst durch die Auswirkungen der Pandemie und der politischen Unruhen. Laut des Solidarity Centers wurden seit Beginn des Putsches mindestens 20 Gewerkschaftsführerinnen verhaftet.

Unternehmen im Textilbündnis (aktuelle Geschäftszahlen)

Adidas wächst kräftig im ersten Quartal und profitiert von China-Geschäft. Die Erlöse stiegen um 20% auf knapp 5,3 Mrd. Euro - währungsbereinigt betrug das Plus 27%.

Puma verdreifacht Quartalsgewinn und hebt Umsatzprognose an. Von Januar bis März belief sich der Umsatz von Puma auf 1,55 Mrd. Euro (+19%  ggü. Vorjahresquartal). Bereinigt um Wechselkursveränderungen wuchsen die Erlöse um 25,8%. Dazu trug ein währungsbereinigtes Plus von 74,9 % im E-Commerce bei. Für das Gesamtjahr wird mit einem Umsatzwachstum im mittleren Zehnerprozentbereich und einer deutlich besseren Rentabilität als im letzten Jahr gerechnet.

PrimarkHalbjahresumsatz sinkt um 40% (in den 24 Wochen vor dem 27. Februar belief sich der Umsatz auf 2,23 Mrd. Britische Pfund (2,59 Mrd. Euro). Auch in der zweiten Jahreshälfte erwartet der Textilhändler erhebliche Einbußen https://fashionunited.de/nachrichten/business/primark-halbjahresumsatz-sinkt-um-40-prozent/2021042040551

H&M schreibt Quartalsverlust. Die Textilkette wies für die drei Monate Dezember bis Februar einen Verlust von 1,07 Mrd. schwedischen Kronen aus (rund 105 Mio Euro). Im März hingegen seien die Erlöse gerechnet in lokalen Währungen um 55% angestiegen.