Aktuelles/Briefing Room

Studien und Co.

Worker Rights Consortium WRC) "FIRED, THEN ROBBED Fashion brands’ complicityin wage theft during Covid-19" (PDF-Datei): Der Bericht fand heraus, dass in 31 Fabriken in neun Ländern 37.637 Arbeiter*innen ohne ihnen zustehende Abfindungszahlungen entlassen wurden. Insgesamt wurden diese Arbeiter*innen um 39,8 Mio $ betrogen. Nach Schätzungen belaufen sich die fehlenden Zahlungen an Textilarbeiter*innen global auf 500-850 Mio. $.

Four Paws Mulesing Brand Ranking: Das Ranking beurteilt 38 Marken nach ihren Bemühungen, "Mulesing" (das Entfernen der Haut rund um den Schwanz von Schafen ohne Schmerzausschaltung) entgegen zu wirken. Es wurden folgende Textilbündnis-Unternehmen gerankt: Ortovox (mulesing-free Champion/5 Sterne), Esprit u. H&M (Gold/4 Sterne), C&A u. s.Oliver (Silver/3 Sterne), AdidasPuma u. Hugo Boss (Bronze/2 Sterne).

Agreement on Sustainable Garments and Textiles (AGTList of living wage benchmarks in AGT production countries: Die Liste zeigt die Unterschiede zwischen Mindestlöhnen und Existenzlöhnen in fast 50 Ländern auf. AGT orientiert sich dabei an Benchmarks des WageIndicators und der Global Living Wage Coalition. Auch das deutsche Textilbündnis hat sich Living Wage Benchmarks gesetzt und sich hierzu der von der Fair Wear Foundation gesetzten Benchmarks bedient. Auch diese nutzen die auf der Anker-Methode beruhenden Kalkulationen der Global Living Wage Coalition, aber auch Living Wage-Berechnungen der Asia Floor Wage Alliance.

News

Amazon steigt zum größten Bekleidungshändler in den USA auf: Trotz rückläufiger Gesamtnachfrage nach Bekleidung, verzeichnet Amazon einen beachtlichen Anstieg. Laut der Studie von Well Fargos hat sich Amazon drastisch besser entwickelt als der Rest der Branche. Ob sich dies auch richtungsweisend für den deutschen Markt erweist bleibt abzuwarten: 2019 blieb Amazon im Online-Handel von Bekleidung hinter Zalando, Otto, bonprix, aboutyou und H&M.

STAR-Initiative: Der Zusammenschluss von Produzent*innen neun asiatischer und nordafrikanischer Produktionsländer, die STAR-Initiative (finanziert von der GIZ und der International Apparel Federation), über die wir im News Update KW 3 berichteten, veröffentlicht erste Kernforderungen. Das erste Papier soll Ende April erscheinen. Bereits genannte Forderungen sind eine Zahlungsfrist von 90 Tagen, ein Verbot von Preisreduktionen bei bereits platzierten Aufträgen und Einschränkungen von Vertragsklauseln zu höherer Gewalt (mit der einige Unternehmen ihre Stornierungen zu Beginn der Krise legitimierten).

Frankreich stimmt für einen "Carbon-Score" - in Anlehnung an den "Nutri-Score". Der Score soll den Einfluss eines Produktes auf das Klima angeben. Branche erster Priorität für die Umsetzung ist die Bekleidungsbranche.

COVID-19FashionUnited berichtet über die Situation in den Produktionsländern. Im Gegensatz zu Beginn der Krise wird die Lage im globalen Süden medial weniger aufgegrifffen, obwohl die Situation für viele Arbeiter*innen in den Lieferketten weiterhin katastrophal ist und sich nicht zu entspannen scheint. Der Artikel greift einige Punkte auf, die wir im News Update angespochen haben: Plötzliche Entlassungen, Rückschritte bei Arbeitsrechten, Forderungen nach einem Hilfsfond, Existenzlöhne usw. - zudem kommen bekannte Menschen zu Wort: Mostafiz UddinAlexander Kohnstamm (FWF), Fabienne Winkler (Kampagne für saubere Kleidung).

Social Compliance: Professorin Drusilla Brown (Tufts Unversität, USA) berichtet über ihre Forschungen zur Wirkung von Social Compliance Maßnahmen. Sie ist der Meinung „Wenn es Arbeiter(*innen) besser geht, sind sie auch produktiver“. Sie spricht zudem über den Zusammenhang von Lohnanreizen und sexueller Belästigung und die Wirkung von Frauen-Empowerment-Trainings.

Aus den Produktionsländern

Bangladesch: Um den steigenden Infektionszahlen entgegenzuwirken hat die Regierung einen erneuten landesweiten Lockdown ab dem 05. April verhängt, der für eine Woche gelten soll. Bekleidungsfabriken sollten laut der Regierung mit halber Belegschaft arbeiten, dagegen wehrte sich jedoch die BGMEA. In einem Brief an das Arbeitsministerium erklärten die Fabrikbesitzer*innen, dass durch die Reduktion der Arbeitskraft Deadlines nicht eingehalten werden könnten. Zwei Tage vor dem Lockdown verkündete die BGMEA, dass die Fabriken unter verstärkten Hygienemaßnahmen mit voller Belegschaft weiterarbeiten. Da der öffentliche Verkehr eingeschränkt wurde blieb unklar, wie die Arbeiter*innen zu den Fabriken und wieder nach Hause kommen. Am ersten Tag des Lockdowns mussten viele Arbeiter*innen zu Fuß zu den Fabriken laufen.

Sri Lanka: Ein Bericht der CCC fasst die Lage im Land zusammen und spricht dabei Rückschritte im Umgang mit Gewerkschaften und Gefährdungen der Gesundheit von Arbeiter*innen durch fehlende Hygienemaßnahmen (COVID-19) an. Gemeinsam mit weiteren Organisationen fordert die CCC von Marken und Fabrikbesitzer*innen u.a. die Implementiertung von COVID-19-Komitees, gerechte Entlohnung und die Beendigung von gewerkschaftsfeindlichen Kampagnen.

Dominikanische Republik: Die Fabrik Alta Gracia, die seit 2010 als Vorzeigefabrik galt und existenzsichernde Löhne an ihre Arbeiter*innen zahlte, musste die Arbeit aufgrund der Pandemie für drei Monate aussetzen und die Arbeiter*innen ohne Bezahlung beurlauben.

MyanmarDie Auswirkungen des Putsches auf die Bekleidungsfabriken machen sich bemerkbar: Hunderttausende Arbeiter*innen fliehen aus Yangon nachdem sie ihre Jobs verloren. Insgesamt sind mehr als eine halbe Million Jobs in Gefahr. Die Fabriken haben Probleme, Rohmaterialien einzukaufen und gefertigte Waren zu exportieren und leiden außerdem unter vorrübergehend aufgehobenen Aufträgen ausländischer Unternehmen. Eine Arbeiterin sagt “We [workers] are always the first to suffer when there’s a crisis in the country.” Sie wünscht sich finanzielle Unterstützung für die Arbeitgeber*innen, die das Civil Disobedience Movement (CDM) unterstützen. Einige ihrer Freund*innen nutzen ihre Abfindungen, um Agent*innen zu bezahlen, die neue Jobs in Thailand für sie arrangieren sollen.