Aktuelles/Briefing Room

Studien und Co.

Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) "Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) - Fragenkatalog zur Berichterstattung gemäß § 10 Abs. 2 LkSG" (PDF): Alle Unternehmen, die unter den Anwendungsbereich des LkSG fallen, müssen regelmäßig einen Bericht über die Einhaltung der gesetzlichen Sorgfaltspflichten veröffentlichen. Der Bericht generiert sich aus den Antworten in einem strukturierten Fragebogen. Ab Januar wird beim BAFA ein elektronisches Portal für die Berichte zur Verfügung stehen. Das BAFA veröffentlicht den Fragebogen vorab, so dass sich die Unternehmen mit dem Inhalt des späteren Fragebogens auseinandersetzen können. Damit können sie überprüfen, inwieweit sie bereits alle Informationen für einen vollständigen Bericht vorliegen haben oder ob es noch weitergehender vorbereitender Maßnahmen bedarf. Durch die vollständige und wahrheitsgemäße Beantwortung des späteren Fragebogens sowie die Veröffentlichung des daraus generierten Berichts auf der Internetseite des Unternehmens kommen die Unternehmen ihrer Berichtspflicht im Rahmen des Gesetzes nach.

Act on Living Wages (ACT) "ACT Accountability and Monitoring Report 2021" (PDF): Der Bericht gibt einen offenen Blick auf den Status quo der ACT-Mitgliedsmarken bei der Umsetzung der globalen ACT-Verpflichtungen zur Einkaufspraxis. In 2021 haben 1.831 Markenmitarbeiter*innen und 1.338 Lieferant*innen an der Befragung teilgenommen, um eine gleichmäßige Bewertung des Fortschritts zu ermöglichen und Bereiche zu identifizieren, auf die man sich konzentrieren muss. Die interne Mitarbeiter*innenbefragung konsultierte ein breites Spektrum von Teams bei jeder ACT-Mitgliedsmarke, vom Design bis zu Beschaffung und Einkauf. Die Lieferant*innenbefragung dient dazu, Hersteller zu konsultieren und zu erfahren, wie sie die Einkaufspraktiken der Marken erleben und bewerten. Der Bericht deckt die fünf ACT Global Purchasing Practices Commitments ab, darunter Lohnkosten als Einzelposten, verantwortungsbewusster Ausstieg, faire Zahlungsbedingungen, Planung und Prognosen sowie Schulungen. Laut ACT würden die teilnehmenden Marken und Lieferant*innen die Umsetzung und Wirksamkeit der ACT-Verpflichtungen im Großen und Ganzen bestätigen.

Better Work "Understanding impact: Research insights from Better Work 2017-2022" (PDF): Im Rahmen von Wirkungsanalysen wurden die Auswirkungen von Better Work auf das Leben der Arbeiter*innen innerhalb und außerhalb des Arbeitsplatzes sowie auf die Produktivität und Rentabilität der Unternehmen ermittelt und quantifiziert. Zu den positiven Einflüssen gehört laut Better Work u.a.: Arbeiter*innen in Better-Work-Fabriken hätten bessere Arbeitsbedingungen, eine bessere Kommunikation am Arbeitsplatz und bessere Bedingungen für den sozialen Dialog als ihre Kolleg*innen in nicht teilnehmenden Fabriken; Arbeiter*innen in Better-Work-Fabriken berichteten über höhere Löhne und weniger Arbeitsstunden, was auf eine bessere Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften zurückzuführen sei; die Maßnahmen von Better Work trügen dazu bei, sexuelle Belästigung einzudämmen.

News

EU-Lieferkettengesetz: Ethical Trading Initiative zusammen mit amfori, der Fair Wear Foundation, der Sustainable Apparel Coalition, der Transformers Foundation und Herstellergruppen der Sustainable Terms of Trade Initiative setzen sich für eine wirksame verbindliche menschenrechtliche Sorgfaltspflicht auf ein. Dazu gibt das Bündnis gemeinsame Empfehlungen (PDF) ab:

  1. Die Durchführung der menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflicht sollte risikobasiert sein (Kritik am unklar definierten Konzept der "etablierten Beziehungen"),
  2. Die Sorgfaltspflicht verlagert die Verantwortung nicht (Überprüfung der Einkaufspraktiken muss auch Teil der Sorgfaltspflicht sein),
  3. Die Rechtsvorschriften zur Sorgfaltspflicht müssen Sicherheit und Klarheit bieten (es muss klare und einheitliche Leitlinien für die Umsetzung der Richtlinie geben).

EU- und UN-Übereinkommen: Eine Gruppe zivilgesellschaftlicher Organisationen (CIDSE, ECCHR, ECCJ, fidh, FIAN, Friends of the Earth Europe und SOMO) plädiert für die gegenseitige Ergänzung des UN-Treaty und der EU Directive on corporate sustainability due diligence (CSDDD) und hat dafür eine Studie anfertigen lassen, in der die Aufteilung der legislativen Zuständigkeiten zwischen der EU und den Mitgliedstaaten sowie drei inhaltliche Überschneidungsbereiche zwischen den beiden Instrumenten analysiert wurden: die Sorgfaltspflicht der Unternehmen, die zivilrechtliche Haftung und die Regeln für den Zugang zur Justiz. Sie beleuchtet, wie die beiden Texte sich ergänzen könnten und an welchen Stellen sie weiter angeglichen werden müssen, um eine Harmonisierung der Vorschriften zu erreichen. Die Organisationen setzten sich dafür ein, dass sich die EU aktiv an der achten Sitzung für ein UN-Treaty (24.-28.10.2022) beteiligt - dazu ist es jedoch nicht gekommen.

Produktionsländer

Inflation und ihre Folgen für die Produktionsländer: FEMNET berichtet: Viele Menschen geben aufgrund der gestiegenen Kosten für Lebensmittel weniger Geld für Bekleidung aus. In den Produktionsländern ist der Negativtrend in der Nachfrage bereits spürbar. Fabriken in Kambodscha, #angladesch und Vietnam müssen ihre Produktion pausieren oder ihre Beschäftigten anweisen weniger zu arbeiten. Auf den Philippinen werden bereits Arbeiter*innen entlassen. Hinzu kommt, dass auch die asiatischen Länder mit hohen Energiepreisen und Inflationsraten zu kämpfen haben. Besonders die Türkei, Pakistan, Myanmar und Sri Lanka leiden unter hohen Teuerungsraten von bis zu über 80%. Aufgrund der erhöhten Kosten für Lebensmittel können Arbeiter*innen in den Produktionsländern sich und ihre Familien nicht ausgewogen ernähren. Sie kaufen weniger nahrhaftes Essen und Mahlzeiten werden ausgelassen. Für die Bekleidungsarbeiter*innen steigen die Lebenshaltungskosten, doch die Reallöhne stagnieren oder schrumpfen. Der Unterschied zwischen dem, was sie zum Leben benötigen und dem, was ihnen zur Verfügung steht, ist also gerade noch größer geworden! Für viele hat der Lohn schon vorher nicht zum Leben gereicht und bringt sie nun in größte Not. Fast Fashion Unternehmen Boohoo storniert und verschiebt Aufträge.

Myanmar: Während einer globalen #PayYourWorkers-Aktionswoche vom 24.-30.10.2022 machte die Clean Clothes Campaign/Kampagne für Saubere Kleidung auf die Lohndiebstähle und Arbeitsrechtsverletzungen von Adidas aufmerksam. Weltweit organisierten sich Arbeiter*innen und demonstrierten für ihre Rechte, so auch in Myanmar. Arbeiter*innen einer Fabrik in Yangon streikten und forderten eine Lohnerhöhung von etwa 2,30$ pro Tag. Nachdem das Militär über die Aktion informiert wurde, trafen zehn Soldaten und Polizisten vor Ort ein. Berichten zufolge wurden nach dem Streik 29 Beschäftigte entlassen. Adidas erklärte, dass sie nun ermitteln. Gewerkschaften fordern schon lange den verantwortungsvollen Rückzug aller Unternehmen, die Aufträge in Myanmar platzieren, da sie ihrer Sorgfaltspflicht seit dem Putsch des Militärs unmöglich nachkommen können. Auch die Ethical Trading Initiative (ETI) forderte Unternehmen auf, ihre Präsenz im Land dringend zu überprüfen, woraufhin z.B. Primark seinen Rückzug ankündigte (siehe News Update der KW 38).

Unternehmen im Textilbündnis

Adidas hat angesichts der nachlassenden Kauflaune in vielen westlichen Märkten und schwacher Geschäfte in China seine Prognosen für das laufende Geschäftsjahr 2022 nach unten korrigiert. Das Unternehmen rechnet für das laufende Geschäftsjahr nun mit einem Gewinn aus fortgeführten Geschäftsbereichen in Höhe von rund 500 Mio. Euro. Zuvor waren hier 1,3 Mrd. Euro in Aussicht gestellt worden.

PUMA konnte im dritten Quartal den herausfordernden Marktbedingungen trotzen: Das Unternehmen erzielte ein deutliches Umsatzplus, auch der Gewinn übertraf das entsprechende Vorjahresniveau. Von Juli bis September beliefen sich der Umsatz auf 2,35 Mrd. Euro, was einer Steigerung um 23,9% gegenüber dem Vorjahresquartal entsprach.

Hugo Boss erhöht nach einem besser als erwartet ausgefallenen dritten Quartal seine Prognose für das laufende Jahr zum zweiten Mal. Trotz Unsicherheiten soll der Umsatz '22 um 25-30% auf 3,5 bis 3,6 Mrd. Euro steigen.