Aktuelles/Briefing Room

Studien und Co.

Department of Homeland Security (DHS) "Strategy to Prevent the Importation of Goods Mined, Produced, or Manufactured with Forced Labor in the People’s Republic of China" (PDF): Am 23.12.21 unterschrieb Präsident Biden den Gesetzentwurf für den "Uyghur Forced Labor Prevention Act", der alle Importe aus der chinesischen Region Xinjiang in die Vereinigten Staaten verbietet (siehe News Update der KW 2). Seit dem 21. Juni ist das Gesetz in Kraft. Das Ministerium für Heimatschutz (DHS) wurde mit der Erarbeitung einer Strategie zur Umsetzung beauftragt, um die Einfuhr von Waren in die Vereinigten Staaten zu verhindern, die ganz oder teilweise unter Einsatz von Zwangsarbeit in der Volksrepublik China abgebaut, produziert oder hergestellt wurden. Die amerikansische Anwaltskanzlei Jenner & Block beantwortet zehn Fragen zur Umsetzung des Gesetzes.

Global Fashion Agenda "The GFA Monitor - Progression to a Net Positive Fashion Industry": Der GFA Monitor stellt Leitlinien gemäß den fünf Nachhaltigkeitsprioritäten der Fashion CEO Agenda vor: Respektvolles und sicheres Arbeitsumfeld, bessere Lohnsysteme, zirkuläre Systeme, Ressourcenverantwortung und intelligente Materialwahl. Jede Priorität beinhaltet Expertenwissen von GFA's Impact Partnern, darunter: Fair Labor Association (FLA), das Social & Labor Convergence Program (SLCP), Ellen MacArthur Foundation, Apparel Impact Institute und Textile Exchange. Die GFA ist davon überzeugt, dass die Branche durch die Umsetzung dieser Prioritäten Fortschritte auf dem Weg zu einem existenzsichernden Lohn und einer fairen Entlohnung für alle, einer deutlichen Verringerung des Verbrauchs an konventionellen Rohstoffen und einer Reduzierung der Emissionen machen wird. Die derzeit diskutierten Indikatoren und Benchmarks für die geplanten Fokusthemen des Textilbündnisses bleiben deutlich hinter den im Monitor vorgestellten Lösungswegen zurück, vor allem im Bereich Löhne.

Zero Discharge of Hazardous Chemicals (ZDHC) "Imapct Report 2021" & "Detox Fashion Radar": Laut des Wirkungsberichts von ZDHC halten sich immer mehr Lieferant*innen an die ZDHC-Grenzwerte der Manufacturing Restricted Substances List (MRSL), die die Verwendung bestimmter giftiger Chemikalien in der Produktion verbietet. Dies gilt insbesondere für Asien, wo die meisten ZDHC-Prodzenten ansässig sind. Die fünf leistungsstärksten Länder waren: Bangladesch, Indien, Türkei, China und Italien. Bei 98 % der verarbeitenden Lieferant*innen innerhalb der Gemeinschaft wurden keine auf ZDHC MRSL beschränkten Stoffe in ihren Abwässern nachgewiesen. Zudem hat ZDHC den Detox Fashion Radar eingeführt, der Modemarken basierend auf dem Grad ihrer Umsetzungsleistung einordnet. Der Radar wurde mit den leistungsstärksten Modemarken gestartet, die die höchste Erfolgsstufe des Programms erreicht haben. Zu diesen gehören u.a. C&A und die H&M Group. Genauere Zahlen, aus denen hervorgehen würde, warum diese Marken besonders erfolgreich sind, werden jedoch weder im Report noch im Radar aufgeschlüsselt.

Better Cotton "2021 annual report" (PDF): Im Report berichtet Better Cotton über die Erfolge und Herausforderungen der Saison 20/21. Insgesamt wurden in 24 Ländern 4,7 Millionen Tonnen Baumwolle mit Better Cotton Lizenz geerntet (Übersicht auf Seite 8). Dies entspricht etwa 20% der weltweiten Baumwollproduktion. Auffällig ist, dass das Volumen zum ersten Mal seit 2010 sank. Dies liegt laut Better Cotton an verschiedenen Herausforderungen wie z.B. Wetterschwankungen, Änderungen im Better-Cotton-Programm, Marktbedingungen und soziopolitische Herausforderungen. 

News

Follow-Up Higg-Index: Die Nachhaltigkeitsorganisation Sustainable Apparel Coalition (SAC) hat auf die jüngsten Vorwürfe des norwegischen Verbraucherschutzgremiums Norwegian Consumer Authority (NCA) reagiert (siehe News Update der letzten Woche) und in einem Statement angekündigt, ihr an Konsument*innen gerichtetes Transparency Programm, das auf Daten ihres Higg Materials Sustainability Index beruht, zu pausieren und zu überarbeiten. H&M hat derweil alle "Higg Sustainability Profiles" von der Website entfernt. Eine Untersuchung von Quartz zeigt, dass die Nachhaltigkeitsinformationen zu Produkten von H&M auf der Grundlage des SAC/Higg-Tools irreführend und bei mindestens 136 Produkten fehlerhaft dargestellt wurden.

Lage der Wirtschaft: Das Konsumklima in Deutschland ist wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs auf ein Rekordtief gefallen. Das Konsumforschungsunternehmen GfK ermittelte für Juli einen Indexwert von minus 27,4 Punkten. Vor allem die um knapp 8% erhöhten Lebenshaltungskosten (vor allem Energie (+38%) und Nahrungsmittel (12,7%)) drückten auf die Stimmung. Die Inflation liegt derzeit bei 7,6% (im Mai lag sie bei 7,9%). Laut einer Umfrage des IFH Kölns haben 27% der Deutschen "große Angst" nicht mit dem Geld auszukommen. Steigende Energiepreise und drohende Gasknappheit bereiten auch der Wirtschaft große Sorgen: Das Ifo-Geschäftsklima fiel im Monatsvergleich um 0,7 Punkte auf 92,3 Zähler. Die Industriestaaten-Organisation OECD hat ihre Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft wegen des Krieges in der Ukraine deutlich nach unten korrigiert. Statt mit bislang 4,5% wird nun im laufenden Jahr nur noch mit einem Wachstum von 3% gerechnet

Grüner Knopf 2.0: Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat die folgenden Dokumente zum Grüner-Knopf-Standard 2.0 veröffentlicht: Anforderungen an unternehmerische Sorgfaltsprozesse und Bedingungen zur Produktauslobung (PDF), Prozess und Anforderungen für die Anerkennung von Siegeln (PDF, Meta-Siegelansatz), Liste zugelassener Fasern und Materialien (PDF). Die Dokumente zur Satzung und zum Zertifizierungsprogramm sollen in Kürze folgen.

Produktionsländer

Indien: FashionUnited berichtet über die indische Gewerkschafterin Rukmini Puttaswamy (Garment Labour Union), die kürzlich mit FEMNET in Deutschland unterwegs war, u.a. um den 17. Bremer Solidaritätspreis eintgegen zu nehmen. Im Interview berichtet Rukmini über die größten Herausforderungen für Textilarbeiter*innen: niedrige Löhne, Verbot von Gewerkschaften in den Fabriken und sexuelle und verbale belästigungen. Sie sagt "Besonders wenn eine Gewerkschaft gegründet wird, sagen sie den Arbeiter*innen, dass dann bald die Fabrik geschlossen wird". Auch Auftraggeber*innen würden Gewerkschaftsarbeit nicht unterstützen, sondern im Gegenteil der Geschäftsführung drohen "Wenn es in eurer Fabrik eine Gewerkschaft gibt (...) werden wir keine Aufträge mehr von euch annehmen“. Was Marken tun stände im Grund nur auf dem Papier. PublicEye berichtet über die gescheiterte Mediation zwischen fünf NGOs und Pestizidhersteller Syngenta. Im Herbst 2017 erlitten im zentralindischen Bezirk Yavatmal Hunderte von Landwirt*innen und Landarbeiter*innen beim Besprühen von Baumwollfeldern mit Pestiziden schwere Vergiftungen. 23 von ihnen starben. Die NGOs reichten Beschwerde beim Nationalen Kontaktpunkt (NKP) der Schweiz für die OECD-Leitsätze ein, woraufhin vier Mediationssitzungen stattfanden. Das Verfahren endete nun ohne Einigung, Syngenta streitet weiterhin jede Verantwortung ab. 

Bangladesch: Anfang Juni hat es eine Exlposion in einem Warendepot, das in erster Linie Bekleidung lagerte, in Sitakunda (nahe Chittagong) gegeben, bei der mindestens 49 Menschen starben. Ein Brand in einem privaten Lagerhaus habe sich auf mehrere mit Chemikalien gefüllte Container ausgebreiet und die Explosion ausgelöst. Die Behörden in Bangladesch beschuldigten den Betreiber eines Containerlagers, die Feuerwehr nicht über das Vorhandensein von Chemikalien informiert zu habe, sodass der Brand nicht mit entsprechenden Vorkehrungsmaßnahmen gelöscht werden konnte und zahlreiche Feuerwehrleute bei der Explosion starben.

Unternehmen im Textilbündnis

H&M: Trotz der erschwerten Rahmenbedingungen konnte H&M in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 21/22 deutliche Zuwächse beim Umsatz und Ergebnis erzielen. Von Dezember bis Mai erwirtschaftete H&M einen Umsatz in Höhe von 9,70 Mrd. Euro (+20% zum Vorjahreszeitraum). Konzernchefin Helmersson warnte aber auch vor anhaltenden Widrigkeiten (siehe News oben).

Takko: Auch der Textildiscounter Takko ist mit einem Umsatzsprung ins Geschäftsjahr 22/23 gestartet. Im ersten Quartal habe der Umsatz eine Höhe von 242 Mio. Euro erreicht und damit um 79% über dem Niveau des Vorjahreszeitraums gelegen. Somit befindet sich Takko fast wieder auf Vor-Pandemie-Niveau.

Adler will in den kommenden Tagen die übrigen fünf Mio. Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zurückzahlen. Adler sei nun wieder auf wirtschaftlich stabilem und erfolgreichem Kurs.