Aktuelles/Briefing Room

Studien und Co.

Better Buying "Deep Dive Report - Monthly Order Variability" (PDF-Datei): Die Analyse ergab drei wesentliche Einflussfaktoren für die negativen Auswirkungen von monatlichen Auftragsschwankungen (MOV) auf die Lieferant*innen: 1. der prozentuale Anteil der Produktionskapazität eines Lieferanten, der für einen bestimmten Abnehmer bestimmt ist, 2. die Dauer der Zusammenarbeit eines Lieferanten mit einem Abnehmer, 3. der ORR% (Order Risk-to-Reward percentage), der angibt, wie stark das monatliche Stückvolumen vom durchschnittlichen Auftragsvolumen im Laufe des Jahres abweicht). Neben dem Deep Dive-Bericht hat Better Buying auch die Ergebnisse eines kürzlich durchgeführten Lieferant*innen-Roundtables zum selben Thema veröffentlicht, bei dem Lieferant*innen zusammenkamen, um die Herausforderungen zu diskutieren, die sie bei MOV erleben, und um Empfehlungen zu geben, was Einkäufer*innen anders machen können ("Supplier Roundtable Report") (PDF-Datei).

APPG (All-Party Parliament Group for Ethics and Sustainability in Fashion) & Fashion Roundtable "Cleaning Up Fashion" (PDF-Datei): Der Bericht zielt darauf ab, die komplexen aktuellen ökologischen und ethischen Probleme zu umreißen, mit denen die globale Lieferkette in Großbritannien und auf internationaler Ebene konfrontiert ist, wobei sowohl in Großbritannien ansässige kleine und mittelständische Unternehmen (MSEs) als auch größere international bekannte Marken betrachtet werden. Der Bericht untersucht langfristige und nachhaltige Lösungen mit Empfehlungen sowohl für politische Entscheidungsträger*innen als auch für Unternehmensführer*innen. Für die Untersuchung gab es 110 Einreichungen von z.T. namhaften Organisationen, Unternehmen, Universitäten und Expert*innen (IndustriAll, Worker Rights Consortium, World Uyghur Congress, Denim Expert, ETI uvm.).

Better Work "Repeat, Repair or Renegotiate? The Post-COVID Future of the Apparel Industry" (PDF-Datei): Das Papier definiert mögliche langfristige Entscheidungen für Käufer*innen, Arbeitgeber*innen, Arbeitnehmer*innen und Aufsichtsbehörden in der globalen Bekleidungsindustrie in drei Szenarien für die Zeit nach der Pandemie, die über die "COVID-Erholungsberichte" und die jüngste Forschung zur Zukunft der Branche hinausgehen. Reuters berichtet zudem über die integrierte Analyse über das Problem des steigenden Meeresspiegels, der viele asiatische Bekleidungsarbeiter*innen betreffen wird. Die Analyse, die sich auf Jakarta, Phnom Penh, Tiruppur, Dhaka, Guangzhou, Columbo und Ho-Chi-Minh erstreckte, überlagerte eine Karte der Fabrikstandorte aus der Open-Source-Fabrikdatenbank Open Apparel Registry mit Daten des Think Tanks Climate Central, aus denen hervorgeht, wo die Höhe bis 2030 im Durchschnitt einmal pro Jahr unter das Niveau einer Küstenflut fallen wird.

Better Work "The impact of collective arrangements on garment workers’ wages and work hours - The barriers of collective arrangements to raiselabour standards in the Bangladeshi garment industry" (PDF-Datei): Seit der Katastrophe von Rana Plaza (2013) sind verschiedene "kollektive Vereinbarungen" (CAs) entstanden, um bessere Arbeitsstandards in der Bekleidungsindustrie Bangladeschs zu fördern. In diesem Diskussionspapier werden die Auswirkungen von CAs auf die Löhne und Arbeitszeiten der Beschäftigten untersucht. Die Analyse von Daten auf Arbeiterebene der Microfinance Opportunities Organisation (MFO) lässt darauf schließen, dass Arbeiter*innen aus Fabriken, die an CAs angeschlossen sind, etwas höhere Löhne verdienen und gleichzeitig weniger monatliche Arbeitsstunden leisten. Aus den Interviews mit den Interessenvertreter*innen ergeben sich vier Haupthindernisse für die Wirksamkeit von CAs: Interessenkonflikte zwischen verschiedenen Interessenvertreter*innen, falsche Abstimmung der Einkaufspraktiken von Einkäufer*innen und Beschaffungsmittler*innen, Doppelarbeit in einzelnen Fabriken und ein allgemeiner Mangel an Zusammenarbeit zwischen Organisationen.

Arisa "Wage sharecropping in Bt cottonseed production in Gujarat, India" (PDF-Datei): Der Bericht zeigt die sklavenähnliche Realität vieler Arbeiter*innen in der Saatgutindustrie auf und beschreibt Missstände wie Zwangsarbeit, sexuelle Ausbeutung, strukturelle Unterbezahlung und entsetzliche Arbeitsbedingungen. Wenn die Arbeitnehmer*innen ihre Arbeitgeber*innen auf Tatsachen ansprechen, wird schnell das Narrativ verbreitet, sie seien ungehorsam, was ihre Chancen auf eine künftige Beschäftigung verringert. Diese Praxis ähnelt der Sklaverei, da die Arbeiter*innen oft hohe Schulden bei den Landbesitzer*innen haben, die sie durch ihre Arbeit für die jeweiligen Landbesitzer*innen abbezahlen müssen.

Organic Cotton Accelerator "OCA Annual Report 2020" (PDF-Datei): Der OCA ist eine Multi-Stakeholder-Initiative und globale Plattform, deren Ziel es ist, die Rentabilität und den Wohlstand der Landwirte und die Integrität des Baumwollsektors zu verbessern. Im Bericht werden die Plattform, die Umsetzung der Programme und die Erfolge des Jahres 2020 beschrieben. Der OCA ist zudem strategischer Partner des Textilbündnisses, vor allem vor dem Hintergrund des Ziels einer Steigerung des Bio-Baumwoll-Anbaus.

News

Good Fashion Fund: Der Good Fashion Fund, der 2019 von Fashion for Good initiierte Fonds zur Förderung nachhaltiger Produktionsverfahren, hat seinen ersten Vertrag mit dem indischen Hersteller Pratibha Syntex Limited unterzeichnet. Das langfristige Darlehen in Höhe von 4,5 Millionen US-Dollar wird die geplanten Investitionen von Pratibha Syntex für den Ersatz von Maschinen und den Ausbau nachhaltiger Anlagen in den Bereichen Spinnerei, Verarbeitung und Konfektionierung unterstützen. Zudem soll eine neue Ausrüstungs-Technologie zu einer deutlichen Reduzierung des Wasser-, Energie- und Chemikalienverbrauchs führen. Pratibha Syntex liefert Textilien und Kleidungsstücke an bekannte Marken wie C&A, H&M, Patagonia und Zara. Der Good Fashion Fund ist eine Zusammenarbeit zwischen der Laudes Foundation, der in Hongkong ansässigen The Mills Fabrica und Fount. Mit Hilfe des Good Fashion Fund sollen Bekleidungs- und Textilhersteller in Innovationen investieren und reinvestieren, die sowohl wirtschaftliches Wachstum als auch gute Praxis liefern. Mit einer Zielgröße von 60 Millionen US-Dollar stellt der Fonds langfristige Finanzierungen für Hersteller in Asien, hauptsächlich in Indien, Bangladesch und Vietnam, bereit, um derartige Technologien zu implementieren.

Freiwillige Nachhaltigkeitsstandards: Fairtrade International positioniert sich zur Rolle freiwilliger Nachhaltigkeitsstandards in der Gesetzgebung zur Sorgfaltspflicht im Bereich Menschenrechte und Umwelt (PDF-Datei): "Um die Rechte der Landwirt*innen, Arbeiter*innen und ihrer Gemeinschaften zu stärken, fordert Fairtrade eine nationale, regionale und globale Regulierung als Teil einer intelligenten Kombination von verbindlichen und freiwilligen Maßnahmen. Eine Regulierung ist notwendig, um sicherzustellen, dass Unternehmen eine umfassende Sorgfaltsprüfung durchführen und in die Abschwächung und Beseitigung von Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden investieren, zu denen sie beitragen oder die sie verursachen."

Produktionsländer

Bangladesch: Obwohl Fabrikbesitzer*innen exportierender Betriebe forderten, während des zweiwöchigen Lockdowns (nach den Eid-Feiertagen ab dem 23.07.) ihre Produktion weiterführen zu dürfen (siehe News Update KW 28), beschloss die Regierung die Schließung aller Bekleidungsfabriken. Viele exportierende Fabrikbesitzer*innen können Aufträge deswegen nicht fristgerecht senden und befürchten den Verlust von Vertrauen der einkaufenden Modemarken. Durch Unsicherheiten, ob die Fabriken offen bleiben oder schließen, waren viele Arbeiter*innen unsicher, ob sie über die Feiertge in ihre Heimat fahren können. Über 300 Bekleidungsfabriken haben bis kurz vor den Feiertagen ihre Arbeiter*innen noch nicht entlohnt. In Gazipur gab es Demonstrationen, da über 5000 Arbeiter*innen ihre ausstehenden Gehälter und Bonuszahlungen (Eid-ul-Adha) verlangten. In Gazipur startete zudem die Impfung von Textilarbeiter*innen am 18.07. - es wurden am ersten Tag ca. 10.000 Arbeiter*innen aus vier Fabriken geimpft.

Myanmar: Die International Labour Organization (ILO) veröffentlicht die Kurzstudie "Employment in Myanmar since the military takeover: A rapid impact assessment" (PDF-Datei). Insgesamt gingen seit dem Putsch im Land 14% der Arbeitsstunden bzw. die Arbeitszeit von 2,2 Mio. Vollzeitarbeiter*innen verloren. Etwa 1,2 Mio. Jobs gingen verloren (vor allem Frauen sind betroffen). Die Bekleidungsbranche gehört zu den Industrien, die am schwersten getroffen wurden: Die Beschäftigung ging dort um ca. 31% zurück - dies entspricht 250.000 Jobs (86% davon von Frauen). Die Gewerkschaf Confederation of Trade Unions of Myanmar (CTUM) fordert umfassende Wirtschaftssanktionen gegen das Land und eine Isolierung des Militärregimes durch die internationale Gemeinschaft.