Aktuelles/Briefing Room

Studien und Co.

Alvarez & Marsal "The Shape of Retail: The True Cost of Online" (PDF-Datei): Die Coronakrise hat die Einzelhandelsbranche in ganz Europa tiefgreifend beeinflusst. Die Durchsetzung von Ladenschließungen und Maßnahmen zur sozialen Distanzierung haben das "Digitale" auf ein neues Niveau gehoben. Die Bekleidungsbranche hat diese Veränderungen am stärksten gespürt: Vor allem bei jungen Kund*innen und Kund*innen mittleren Alters wird vermutet, dass diese die Beschaffung ihrer Bekleidung dauerhaft ins Internet verlagern. Für jüngere Kund*innen ist es normal geworden, mehrere Artikel online zu bestellen (mit der Absicht, ungewünschte Artikel zurückzugeben oder mehrere Größen zu bestellen, um eine gute Passform zu gewährleisten). Dies birgt langfristige Risiken: Retouren schmälern die Rentabilität, da eine erfolgreiche Rücknahmelogistik für zurückgegebene Artikel eine Reihe zusätzlicher Infrastrukturkosten mit sich bringt. Die Verschmelzung von physischen und digitalen Kanälen hat zudem die Komplexität der Lieferketten erhöht, da Einzelhändler*innen darum kämpfen, den steigenden Erwartungen der Kund*innen und der fragmentierten Natur der Filial- und Heimlieferungsnetzwerke gerecht zu werden. Daher entscheiden sich viele Einzelhändler*innen für strategische Partnerschaften mit Drittanbietern, um Retouren in großem Umfang abzuwickeln und die Kosten durch Technologie und Automatisierung zu senken.

News

Uiguren: Die französische Staatsanwaltschaft untersucht mögliche Zwangsarbeit bei den Modeunternehmen Uniqlo und Inditex (Zara). Den Unternehmen wird vorgeworfen, ein System der Unterdrückung zu nutzen, in dem Zwangsarbeiter der muslimischen Minderheit der Uiguren in China eingesetzt werden. Geklagt hatten ein im Exil lebender Uigure sowie drei Menschenrechtsgruppen. Hier geht es zum jüngsten Bericht zur Unterdrückung der Uiguren (PDF-Datei) von UHRP (Uyghur Human Rights Project und The Oxus Society.

Zwangsarbeit: Die EU Kommission hat eine neue Richtlinie zur Due Diligence zu Zwangsgsarbeit herausgegeben (PDF-Datei) und und thematisiert hierbei - wohl vor dem Hintergrund von Zwangsarbeit durch den chinesischen Staat in Xinjiang - auch staatlich geförderte Zwangsarbeit (Seite 6) und die Diskriminierung ethnischer oder religiöser Minderheiten (Seite 9).

Lernplattformen: Die neue Website "Sustainable Fashion" von HEJSupport bieten den Besucher*innen aktuelle Informationen über neue Ansätze zum Thema Nachhaltigkeit, sozialen Standards und Geschlechtergerechtigkeit in der Textil- und Modeindustrie und soll darüber informieren, wie die nachhaltige Textil- und Modeindustrie daran arbeitet, die Auswirkungen auf die Umwelt auf jeder Ebene zu minimieren, vom Design bis zur Produktion, oft in Verbindung mit der Förderung sozialer Standards. Die Seite bietet eine Plattform für Hersteller, Brands, NGOs und Verbraucher*innen, um ihre Visionen und Ideen zu verschiedenen Aspekten der Nachhaltigkeit im Bekleidungssektor zu teilen. Auch die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat eine neue Bildungswebsite gelauncht: Die Website „Mode.Macht.Menschen – Lernwelten“ richtet sich an Selbstlerner*innen und Multiplikator*innen, die ihr Wissen erweitern wollen oder in Kampagnen und Bildungsprojekten einsetzen möchten.

Fabrik Jaba Garmindo: Die Fair Labor Associationveröffentlicht einen Abschlussbericht zum Beschwerdefall zur Fabrik Jaba Garmindo, die vor über sechs Jahren Konkurs gegangen ist. Nach dem bestehenden internationalen und nationalen Recht konnte der Ermittler kein Verschulden der auftraggebenden Marken Uniqlo und s.Oliver nachweisen. Er spricht jedoch eine starke Empfehlung aus: "Obwohl die Untersuchung ergab, dass der Konkurs und die Schließung von Jaba Garmindo nicht auf ein Fehlverhalten der beiden Beschaffungsmarken zurückzuführen ist, auf die sich die Beschwerde bezieht, empfiehlt der Ermittler, dass diese beiden Marken - sowie alle achtzehn anderen, die ebenfalls von Jaba Garmindo bezogen haben - sich unter der Leitung einer unparteiischen Organisation zusammenschließen und ein Konto für die finanzielle Entlastung der ehemaligen Jaba Garmindo-Arbeiter*innen einrichten. Eine solche Anstrengung wäre auch mehrere Jahre später ein großer Gewinn für die Arbeiter*innen und ihre Familien und würde gleichzeitig die Bereitschaft der Marken demonstrieren, zu helfen - auch wenn es keine rechtliche Verpflichtung dazu gibt."

Produktionsländer

Bangladesch: Am 13. Juli 2021 beschloss die bangladeschische Regierung einen 14-tägigen nationalen Lockdown über die Eid-Feiertage ab dem 23. Juli. In einem Notfall-Meeting forderten Exporteur*innen, dass ihre Textilfabriken während dieser Zeit offen bleiben können, da sie ansonsten zu große Verluste erfahren würden. Eine Entscheidung, ob die Fabriken offen bleiben steht noch aus. Im Lockdown zu Beginn des Monats blieben die Fabriken offen; zahlreiche Textilarbeiter*innen mussten im Regen zu den Fabriken laufen oder stark erhöhte Preise für die Fahrt mit Rikschas zahlen. In Chittagong blockierten Arbeiter*innen eine Straße und forderten die Wiederaufnahme des öffentlichen Transports. Das Gesundheitsministerium versichert der BGMEA (Bangladesh Garment Manufacturers and Exporters Association), Textilarbeiter*innen in die Prioritätengruppe für COVID-19-Impfungen aufzunehmen. Die ILO startet eine "Behaviour Change Awareness Campaign", um die COVID-19-Risiken zu identifizieren und zu reduzieren, denen Arbeiter*innen in der Textilindustrie an ihren Arbeitsplätzen und in ihren Gemeinden ausgesetzt sind.

Unternehmen im Textilbündnis

Die Situation von Takko, Primark, H&M und Hugo Boss entspannt sich: Takko erzielt Umsatzplus im ersten Quartal: Die Nettoumsatzerlöse seien gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,9 Prozent auf 135,4 Millionen Euro gesteigert worden. Primark erhöht Prognose nach Quartalsumsatz über Erwartung: Primark erzielte im dritten Quartal einen Umsatz von 1,6 Milliarden Britische Pfund (etwa 1,86 Milliarden Euro), im Vorjahreszeitraum waren es aufgrund von Lockdowns nur 0,6 Milliarden Britische Pfund. Die Erlöse auf vergleichbarer Fläche lagen im dritten Quartal sogar 3 Prozent über dem Ergebnissen von 2019. H&M erzielt wieder Gewinn: In den drei Monaten bis Ende Mai verdiente der Konzern dank eines höheren Umsatzes und strikter Kostenkontrolle vor Steuern 3,6 Milliarden schwedische Kronen (355 Mio Euro). Hugo Boss kann Quartalsumsatz mehr als verdoppeln und rechnet mit kräftigem Wachstum: Den vorliegenden, noch vorläufigen Zahlen zufolge erwirtschaftete Hugo Boss in den Monaten April bis Juni einen Konzernumsatz in Höhe von 629 Millionen Euro. Gegenüber dem zweiten Quartal des Vorjahres, in dem die Auswirkungen der ersten Corona-Welle die Geschäfte schwer belastet hatten, bedeutete das eine Steigerung um 129 Prozent.

Insolvente Adler Modemärkte wollen 500 Stellen streichen