Aktuelles/Briefing Room

Studien und Co.

SOMO und ARISA "Spinning around workers’ rights - International companies linked to forced labour in Tamil Nadu spinning mills" (PDF-Datei): Der Bericht verwendet die von der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) entwickelten 11 Indikatoren für Zwangsarbeit, um die Arbeits- und Lebensbedingungen in 29 Spinnereien zu bewerten. Für die Untersuchung wurden 725 Arbeiter*innen befragt und zusätzlich die Beziehungen in der Lieferkette zwischen Spinnereien, Bekleidungsfabriken und internationalen Marken/Einzelhändlern untersucht. Unter Druck und Drohungen werden die Arbeiter*innen zu exzessiven Überstunden gezwungen. Viele kommen aus anderen Bundesstaaten Indiens, sprechen kein Tamil und gehören den unteren Kasten an. Arbeitgeber nutzen die verletzliche Lage dieser Arbeitsmigrant*innen aus, die oft mit falschen Versprechungen angeworben werden und dann in Wohnheimen leben, die von der Außenwelt weitgehend isoliert sind. Der Bericht präsentiert eine Reihe von detaillierten Empfehlungen, die sich auch an Marken/Einzelhandel und Multi-Stakeholder-Initiativen richten. Einige der Empfehlungen an die lokalen Akteur*innen entsprechen dem, was die Bündnis-Initiative Tamil Nadu bereits jetzt in Angriff nimmt.

TextileExchange "Material Change Insights Report 2020" (PDF-Datei): Der Report bietet eine umfassende Analysen darüber, wie die Branche bei der Umstellung auf bevorzugte Materialien vorankommt und wie sie sich an globalen Bemühungen wie den Sustainable Development Goals (SDGs) und dem Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft orientiert. Durch den Material Change Index (MCI) werden die Fortschritte der 191 teilnehmenden Unternehmen verfolgt.

News

ACCORD: Globale Gewerkschaften und internationale Modemarken stimmen einer dreimonatigen Verlängerung der Verpflichtungen des Abkommens zu, damit die Verhandlungen fortgesetzt werden können. Gewerkschafterin Kalpona Akter sagt dazu "Die dreimonatige Verlängerung ist nur eine Atempause, sie erhält den Status quo aufrecht, aber das Problem wird nur verschoben, nicht gelöst." Laut der Clean Clothes Campaign unterstützen mittlerweile neben weiteren Unternehmen auch ESPRIT und kik ein neues verbindliches Abkommen.

Erweiterte Produkverantwortung: Ab 2023 sollen Bekleidungshändler*innen in den Niederlanden für das Sammeln und Recyceln, sowie der Wiederverwendung der von ihnen entwickelten Produkte verantwortlich gemacht werden. Durch das Tragen der Kosten durch Modeunternehmen soll ein Anreiz geschaffen werden, höherwertige Kleidung zu produzieren.

Produktionsländer

Kambodscha: Gewerkschaften fordern den vollen Lohn für Arbeiter*innen, die im April durch Corona-Ausbrüche dazu gezwungen waren, in Quarantäne zu gehen. Die Unternehmen haben bisher nur 50% des Lohns gezahlt (siehe News Update KW 18). Textilarbeiter*innen werden nach Ausbrüchen zur Quarantäne tagelang in den Fabriken eingeschlossen - ohne ausreichendes Essen und unter schlechten hygienischen Bedingungen. Viele Arbeiter*innen haben Angst vor einer Ansteckung während der Quarantäne in den Fabriken und fliehen. Die WHO und Gewerkschaften fordern die Regierung auf, Maßnahmen umzusetzen, um Textilarbeiter*innen vor Ansteckungen zu schützen und zu verhindern, dass fliehende Arbeiter*innen ihre Familien und Gemeinschaften anstecken.

Indien: Bei einem Feuer in einer Strickerei in Bengalen sterben vier Arbeiter*innen. Die Regierung in Karnataka nimmt Textilarbeiter*innen in die Prioritätengruppe für Corona-Impfungen auf.

Sri Lanka: Auch in Sri Lanka werden Textilarbeiter*innen über 18 Jahre in die Prioritätengruppe für Corona-Impfungen integriert.

Vietnam: Die Textilexporte stiegen in den ersten vier Monaten um 9%. In den Industrieparks steigen jedoch die COVID-19-Fallzahlen, sodass Fabrikbesitzer*innen und Arbeiter*innen vor möglichen Restriktionen und deren Folgen fürchten.

Bangladesch: Die BGMEA fordert die Regierung auf, Textilarbeiter*innen auf die Prioritätenliste für Corona-Impfungen zu setzen. Durch niedrigere bzw. aubleibende Löhne sehen Frauen sich gezwungen, Hygieneartikel wie Binden von ihrer Einkaufsliste zu streichen (Period Poverty). Viele greifen während ihrer Mestruation nun zu unhygienischeren Alternativen, wie wiederverwendbaren Stofflappen zurück.

Unternehmen im Textilbündnis

ALDI veröffentlicht ein "International Position Statement on Living Wages and Living Incomes" in dem das Unternehmen seine Verpflichtung, auf existenzsichernde Löhne hinzuarbeiten, zum Ausdruck bringt. In dem Statement verpflichtet ALDI sich zudem dazu, seine Einkaufspraktiken zu untersuchen, die Transparanz und Rückverfolgbarkeit zu erhöhen und Gewerkschaftsarbeit zu unterstützen.

Quartalsumsatz von Gerry Weber sinkt um 45%; das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 37 Prozent auf 4,8 Millionen Euro.

Der Modediscounter Takko beendet das Geschäftsjahr 2019/2020 gegenüber dem Vorjahr mit einem Umsatzminus von 17 Prozent.